Langwierige Bauarbeiten:Sturzflut in der Grundschule

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Blick aus einem Zimmer der Grundschule Augustenfeld, die gerade um einen Trakt erweitert wird. "Manchmal gab es schon nervenaufreibende Erschütterungen", sagt die Rektorin. (Foto: Toni Heigl)

"Sabine" hat dem Schulgebäude in Augustenfeld zugesetzt: In das Treppenhaus strömt ein Wasserfall. Doch schon vor dem Sturm kommt Feuchtigkeit ins Innere. Der Grund: Wegen Bauarbeiten ist das Dach seit Oktober undicht.

Von Petra Schafflik, Dachau

Land unter hat es in der Grundschule Augustenfeld geheißen, als Tief Sabine in der vergangenen Woche über Dachau hinwegfegte. Zum Glück war an diesem Tag wegen der Sturmwarnung unterrichtsfrei. So konnte sich Schulleiterin Andrea Wiesner darum kümmern, mit Eimern und Wannen die ins Treppenhaus strömenden Fluten zu bändigen. Ursache für den nicht ganz überraschenden Wasserfall im Treppenhaus: Bei den aktuell laufenden Bauarbeiten am Schulhaus, das aktuell um einen Trakt erweitert und aufgestockt werden soll, wurde schon Ende Oktober das Dach über den Treppenhäusern nach oben durchgebrochen und nur provisorisch abgedeckt. Doch wo zeitnah die neue Etage in Holzbauweise installiert werden sollte, passierte erst einmal nichts.

Die Freigabe der Konstruktion ließ auf sich warten. "Der Prüfstatiker hat viel länger gebraucht, als geplant", erklärt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Feuchtigkeit ist über den Winter durchgedrungen, der Putz blättert an einigen Stellen. "Richtig schlimm war es, als der Sturm die Abdeckplanen vom Dach geweht hat", sagt Schulleiterin Wiesner. Dann kam die Sturzflut. Doch ein massiver Schaden am erst 2006 eingeweihten Schulhaus sei nicht entstanden, beruhigt der Oberbürgermeister. "Die Trocknungsaktion ist schon geplant." Und die obere Etage, die das Gebäude dann wieder abschließt, soll demnächst aufgebaut werden, so der OB. "Die Prüfstatik ist jetzt endlich da."

Schulleiterin Andrea Wiesner. (Foto: Toni Heigl)

Das über Monate nicht solide geschlossene Dach hat das Lehrerteam um Rektorin Wiesner beschäftigt. Denn an einigen Stellen kam schon vor dem Sturm Feuchtigkeit herein. Die Folgen sind deutlich sichtbar: In der Lehrerbibliothek blättert der durchnässte Putz, Regale wurden sicherheitshalber von der Wand gerückt, Bücher und Unterlagen anderswo trocken verstaut. Im Fachraum für Werken und Technik verdeckt eine Plane die Schadstelle. Die Materialschränke stehen nun weiter im Raum, oben drauf sicherheitshalber Eimer, falls es noch einmal tropft. Ärgerlich sei auch gewesen, dass einige Räume kaum warm zu bekommen waren, "trotz einer rund um die Uhr auf Hochtouren laufender Heizung". Nun hoffen Lehrer und Schüler, dass die Trocknungsfirma erfolgreich arbeitet und vor allem die schützende obere Etage zügig installiert wird.

Wiesner stellt Eimer im Treppenhaus auf, um die Fluten aufzufangen. An einigen Stellen in der Schule blättert schon der Putz. (Foto: Toni Heigl)

Natürlich waren von Anfang an Einschränkungen absehbar: Wenn an einer Schule mit 315 Mädchen und Buben in 16 Klassen während des laufenden Unterrichtsbetriebs nicht nur ein neuer Trakt neben das Schulhaus gesetzt wird, sondern auch eine neue Etage oben aufs Gebäude kommt, geht das nicht ohne Beeinträchtigungen. Das war auch Rektorin Andrea Wiesner klar, die als neue Schulleiterin im September 2019 nach Augustenfeld gekommen ist. "Aber ich hätte nicht gedacht, dass ich so intensiv involviert sein würde", sagt die Schulleiterin. Mit dem betreuenden Architekten wie den Baufirmen gebe es Absprachen, dass zwischen acht und 13 Uhr nicht laut gehämmert oder gebohrt werden darf. Meist, aber nicht immer habe das geklappt. "Klar, die Arbeiten müssen vorankommen, aber manchmal gab es schon nervenaufreibende Erschütterungen." Dabei brauche es halt Ruhe, etwa wenn es bei Proben der vierten Klasse um den Übertritt gehe oder Referendare ihre Lehrproben abhielten. Eine Auslagerung der Schule während der Bauzeit hätte vieles vereinfacht, denkt die Schulleiterin. So wie bei der gerade nach Runderneuerung wieder eröffneten Mittelschule-Süd, wo die Schüler für zwei Jahre ins Gebäude der ehemaligen Thoma-Schule umgezogen waren. Doch die Grundschule Augustenfeld hätte mit ihrer größeren Schülerzahl dort keinen Platz gehabt, sagt OB Hartmann. Also heißt es für Schulfamilie und Baufirmen, sich zu arrangieren.

Jetzt hofft Rektorin Wiesner genauso wie der Oberbürgermeister, dass die Arbeiten, für die die Stadt 15 Millionen Euro ausgibt, nach Plan vorankommen. Dabei entstehen im Neubautrakt acht Klassenzimmer und eine Mensa. In der neuen zweiten Etage über dem Schulhaus wird Platz geschaffen für Mittagsbetreuung und Hort. Angebote, die dringend gebraucht werden, das betont auch die Schulleiterin. Danach wird auch das bestehende Gebäude noch umgebaut nach dem modernen Lernhauskonzept und auch der Pausenhof wird mit Spielgeräten ausgestattet und "grüner", so der Oberbürgermeister. Wenn alles wie vorgesehen läuft, wird im Sommer 2021 Einweihung gefeiert.

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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