Dachau:Das Handwerk: Rückgrat der Wirtschaft

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Die Stimmung ist optimistisch: Kreishandwerksmeister Ulrich Dachs (Mitte) freut sich über eine florierende Auftragslage. (Foto: Toni Heigl)

Auf dem Neujahrsempfang der Kreishandwerker loben Redner wie Landrat Löwl und OB Hartmann den Einsatz der Firmen.

Von Petra Schafflik, Dachau

Die wirtschaftlichen Rahmendaten für den Landkreis sind hervorragend, auch das Handwerk floriert. Die Auftragslage der 2085 Betriebe in der Region ist stabil, die Stimmung optimistisch, erklärte deshalb Kreishandwerksmeister Ulrich Dachs am Dienstagabend beim Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft. Auf der Veranstaltung im Saal der Volksbank skizzierte Dachs vor Vertretern von Politik, Wirtschaft und Schulen auch einige Herausforderungen, vor die sich das Handwerk als "Wirtschaftspartner von nebenan" gestellt sieht: "Wir spüren die demografische Entwicklung und den Wertewandel." Doch ist dem Kreishandwerksmeister nicht bang. Trotz rückläufiger Ausbildungszahlen sehen nach wie vor engagierte junge Leute ihre berufliche Chance im Handwerk. Als Vorbilder zeichnete Dachs fünf Jungmeister aus, die ihren Meisterbrief mit hervorragenden Ergebnissen absolviert haben. Der Optimismus des Kreishandwerksmeisters spiegelte sich auch im Programm des Neujahrsempfangs, das statt eines Fachreferats den Auftritt von Kabarettist Martin Frank ankündigte. Eine gute Wahl, der Nachwuchskünstler traf den Geschmack des Publikums und entließ die Gäste in heiterer Stimmung zum "Netzwerken" ans Buffet.

Nach wie vor hat das Handwerk im Landkreis den sprichwörtlich goldenen Boden, doch die Bedingungen werden schwieriger. Weil sich immer mehr junge Leute für Studium statt Lehre entscheiden, fehlt den handwerklichen Betrieben zunehmend der Nachwuchs. So wurden 2016 nur mehr 201 Ausbildungsverträge abgeschlossen, im Jahr davor waren es noch 250, sagte der Kreishandwerksmeister. Dachs appellierte vor allem an Eltern, bei der Berufswahl ihrer Kinder nicht auf die eigenen Vorstellungen zu schauen, "sondern auf die Talente der jungen Leute". Die Zukunft des Handwerks beeinflusst auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises insgesamt. Die Region ist stark von den bodenständigen Betrieben geprägt, die mit ihrem Anteil von 21 Prozent an der Wirtschaftsleistung "viel für die Wertschöpfung und die Ausbildung leistet", wie Landrat Stefan Löwl (CSU) in seinem Grußwort sagte. Wie das Handwerk stehe auch der Landkreis vor neuen Herausforderungen, so der Landrat. Fachkräftemangel, Wohnraummangel, Integration von Flüchtlingen, Investitionen in Bildung und Verkehrsentwicklung nannte Löwl als drängende Aufgaben, die es gemeinsam zu bewältigen gelte. Über den verlässlichen Beitrag, den die örtlichen Betriebe für die wirtschaftliche Entwicklung auch in der Stadt Dachau leisten, sprach Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Während der Weltkonzern Apple sich seiner Steuerpflicht so weit wie möglich entziehe, in Irland gerade einmal 0,05 Promille vom Gewinn abführe, leisteten die örtlichen Betriebe zuverlässig ihren Beitrag zum Gemeinwohl.

Herausragende Leistungen

Dass dem Kreishandwerksmeister nicht bange werden muss um die Zukunft des Handwerks, wurde beim Neujahrsempfang sichtbar: Fünf Jungmeister zeichnete Dachs aus. Insgesamt wurden 40 junge Männer und Frauen neu in die Handwerksrolle eingetragen, fünf erhielten für ihre herausragenden Leistungen ein Bildungsstipendium. Unter den Preisträgern ist der 21-jährige Metzgermeister Christoph Wagner aus Dachau, der den Betrieb des Vaters übernehmen möchte. Die Konkurrenz der Supermärkte bereitet ihm keine Sorgen, handwerklich erzeugte Nahrungsmittel würden ihre Kunden finden. "Aber man muss sich etwas einfallen lassen, sich abheben vom Discounter."

Ausgezeichnet wurden neben dem frisch gebackenen KFZ-Meister Sven Wolter auch zwei Friseurmeisterinnen. Veronika Baumann sieht ihre Zukunft im eigenen Geschäft, das sie in Haimhausen bereits führt. Ihre Berufskollegin Melanie Weiser ist mit einem mobilen Friseursalon unterwegs. Florian Friedl aus Straßbach sieht seinen Meisterbrief in Informationstechnik als sinnvolle berufliche Weiterbildung. Der 26-Jährige will auch künftig bei den Münchner Stadtwerken arbeiten, dennoch lohne sich die Mühe der Meisterschule. "Weil mich der Meisterbrief im Unternehmen weiterbringt."

© SZ vom 12.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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