Dachau:Dahoam is dahoam

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Siegfried Bradl, Volksmusiker aus Altomünster. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Eine Podiumsdiskussion des Bayernbunds über die Pflege des bairischen Dialekts.

Von Tobias Roeske, Dachau

"Jetz wart ma no aufs Bier und dann leng ma los." Adolf Dinglreiter, der Landesvorsitzende des Bayernbunds, steht in Trachtenhose und Janker gekleidet in der Mitte der Ratsstube des Altstadthotels Zieglerbräu und prostet seinen Gästen zu: "I mog song, dass i heid gern zua eich kema bin und des Thema des bairischen Dialekts mid eich diskutieren deaf." Seine Frage: "Ist Bairisch erwünscht, geduldet, verfemt, aussterbend oder lebendig?"

Bairische Sprache ist bedroht

Zu den Aufgaben des Bayernbunds gehören nicht nur die bayerische Geschichte, sondern auch der Erhalt der heimischen Kultur. Der Dialekt ist für Dinglreiter "eine Herzensangelegenheit." Deswegen setzt er sich vornehmlich dafür ein, dass "dieses Stück Heimat" nicht ausstirbt. Die UNESCO, die für das Weltkulturerbe zuständig ist, stufte die bairische Sprache im Jahr 2009 als bedroht ein. Denn viele Kinder und Jugendliche beherrschen ihren Heimatdialekt nicht mehr. Dinglreiter sagt: "De Muadasproch ist ned mehr unbedingt a Muadasproch, do de Muada manchmoi gar koa Boarisch mehr sprechn konn."

Der Bayernbundvorsitzende führte in das Thema ein, dem sich dann das Podium in einer Diskussion widmete: Markus Erhorn aus Dachau, zweiter Vorsitzender der Freien Wähler Dachau und Nachwuchsmitglied des Bayernbunds, sah die Entwicklung in den letzten Jahren eher positiv: "Boarisch is bei de junga Leid wieder narrisch in." Siegfried Bradl, Mitglied im Förderverein für Bairische Sprache und Dialekt und Volksmusiker aus Altomünster, stimmte zu: "Boarisch is oft kürzer und präziser als Schriftdeutsch. Do kenna de Junga redn wia erna da Schnobe gwachsn is." Bevor die Diskussion jedoch weitergehen konnte, mussten erst neue Getränke bestellt werden, denn: "Ohne wos zum Dringa red sichs so schlecht."

Auf die Eltern kommt es an. Und die Großeltern

Für Dinglreiter und den Bayernbund war das Hauptanliegen, dass der bairische Dialekt in den Schulen mehr gefördert werde. Dazu gründeten die Mitglieder das Projekt "MundART WERTvoll" mit dem Ziel, Schulen und Lehrer zu unterstützen, damit sie den Kindern das Bairische wieder näher bringen können. Wenig beeindruckt von Bradls und Erhorns Zuversicht warnte Robert Gasteiger, Volksfestreferent und Vorstandsmitglied des Dachauer Trachtenvereins D'Ampertaler, vor dem Aussterben des Dialekts: "Bei viele Lehrer kimst du ja go nimma o."

Daraufhin schaltete sich die Rektorin der Grund- und Mittelschule Odelzhausen, Cordula Weber, ein und nahm ihre Kollegen in Schutz: Kindern könnten ihrer Ansicht nach kein Bairisch mehr, da sie es von Zuhause nicht mehr lernten. Eine logische Annahme bei einem Landkreis mit dem prozentual fast höchsten Zuwachs in der ganzen Bundesrepublik. "Man muas de Ejdan und a de Großejdan vui mehr einbeziehen. Sonst lernas de Kinder nia gscheid", bestätigte Bradl. Dahoam ist halt dahoam. Nach eineinhalb Stunden regen Diskutierens vor etwa 40 Zuhörern kamen die Gäste zu dem Schluss, dass es um die bairische Sprache nicht so schlecht bestellt ist, und "de Kinder lernas scho, wenn sies lerna wuin". Ihr Fazit: "S gibt doch nix Schlimmers, als wenn ma sei ganzs Lebn lang so redn muass wia ma schreibt."

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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