Erster Fall:Corona-Mutation im Landkreis Dachau nachgewiesen

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Der Patient liegt aktuell auf der Intensivstation des Helios Amper-Klinikums in Dachau. (Foto: Toni Heigl)

Ein Dachauer hat sich dem hochansteckenden Virus-Typ B.1.1.7 infiziert. Landrat Stefan Löwl ist in Sorge.

Von Thomas Radlmaier, Helmut Zeller und Christiane Bracht, Dachau

Die britische Corona-Mutation B.1.1.7 ist erstmals im Landkreis Dachau nachgewiesen worden. Das hat das Landratsamt am Freitagnachmittag mitgeteilt. Demnach infizierte sich ein 38-jähriger Dachauer mit dem viel leichter übertragbaren Virus. Der Mann wird auf der Intensivstation des Helios Amper-Klinikums in Dachau behandelt. "Seine Lebensgefährtin steht unter strenger Quarantäne. Klinikum und Gesundheitsamt stehen im engen Austausch", schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung.

Wo und wie sich der 38-Jährige mit dem mutierten Virus infizierte, war am Freitag noch völlig unklar. Ersten Informationen von Landrat Stefan Löwl (CSU) zufolge war der Patient schon seit mehreren Tagen in häuslicher Quarantäne. Seit dem 24. Januar liegt der Dachauer im Amperklinikum auf der Intensivstation. Am Freitag erhielt das Klinikum die Laborbestätigung einer Virusmutante bei dem stationären Patienten, wie Kliniksprecherin Pia Ott mitteilte. Es handelt sich um den ersten Nachweis der britischen Sars-CoV-2-Variante in Dachau. Das Pettenkofer-Institut in München hat die Mutationsvariante B.1.1.7 festgestellt.

"Wir machen uns natürlich Sorgen"

Die Labore, mit denen das Klinikum zusammenarbeitet, so Pia Ott, nehmen die Sequenzierung, also die Überprüfung der Gensequenz auf eine Mutation bei allen neuen positiven Befunden vor - auch Befunde der vergangenen Wochen wurden nachträglich sequenziert. Bislang wurde der Nachweis für die britische Virusmutante nur für diesen einen Patienten erbracht. Derzeit befinden sich 18 Corona-Patienten im Amperklinikum, davon liegen neun im Intensivmedizinischen Zentrum. Die bestehenden strengen Schutzmaßnahmen in der Klinik bei der Behandlung von Sars-CoV-2-Patienten sind genauso geeignet zur Verhinderung einer Ausbreitung der Mutationsvariante im Krankenhaus. Mit den bisherigen Behandlungserfolgen des 38-jährigen Patienten sind die Ärzte zufrieden.

Vor circa einer Woche hatte der Dachauer einen Corona-Test gemacht, wie Landrat Löwl sagte. "Wir machen uns natürlich Sorgen." Er hoffe, dass der Mann aufgrund der relativ langen Quarantäne-Zeit wenig Kontakte gehabt und so wenig Menschen angesteckt habe. Klar ist für Löwl: Der Fall zeige, dass man weiter sehr ernsthaft mit dem Thema Corona umgehen müsse. Das Landratsamt rief die Bevölkerung am Freitag erneut auf, diszipliniert und konsequent die Hygienemaßnahmen sowie coronabedingten Beschränkungen zu beachten, insbesondere die Kontaktbeschränkungen sowie die Maskenpflicht einzuhalten.

Die Sorge von Landrat Löwl ist nachvollziehbar. Im Zentrum der politischen Debatte über Lockerungen oder Fortführung des Lockdowns steht die Frage: Wie hoch ist das Risiko, dass die gegenwärtig verwendeten Impfstoffe gegen die neuen Virusvarianten weniger Schutz bieten. Wissenschaftler versuchen zurzeit, diese Fragen durch Untersuchungen zu klären. Hinweise auf eine verringerte Wirksamkeit der Impfstoffe gibt es dem Robert-Koch-Institut zufolge bislang nicht. Experten sehen jedoch erste Hinweise für eine erhöhte Ansteckungsgefahr als bei der ursprünglich zirkulierenden Virusvariante und dass die mutierte Virusvariante mehr Todesopfer fordern könnte.

Ausbrüche in mehreren Bundesländern

Im Dezember hatten britische Behörden von der neuen SARS-CoV-2-Virusvariante B.1.1.7 berichtet, die sich bereits seit September in Großbritannien ausbreitete. Der bisherige Verbreitungsgrad in Deutschland ist noch nicht erfasst. Im Dezember wurden erstmals Infektionen mit B.1.1.7 in Baden-Württemberg bekannt. Inzwischen gibt es Ausbrüche in mehreren Bundesländern.

Die Sorge vor mutierten Formen des Coronavirus ist im Freistaat besonders groß, denn einige der hochansteckenden Varianten sind bereits in Oberbayern, Niederbayern und Oberfranken nachgewiesen worden. So wurden etwa acht Fälle der britischen Variante in München, Erding, Bayreuth, Passau sowie in den Landkreisen Landsberg am Lech und Dingolfing registriert. Ein möglicher Anstieg der Fallzahlen aufgrund der Virusmutation könnte, so die Sorge, zu einer Überlastung der Krankenhäuser führen.

© SZ vom 30.01.2021 / thra, hz, cb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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