Mitten auf der Münchner Straße liegt der Verkehr am Freitagnachmittag kurz still und circa 40 Menschen schreiten mit Plakaten, Bannern und Schildern über den Asphalt. Nach einer Corona-bedingten Pause melden sich die Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten von "Fridays for Future" mit einer Demo zurück. Darunter sind jedoch schon lange nicht mehr nur Jugendliche. Von jung bis alt marschiert alles mit, was ein bemaltes Schild in der Hand halten kann. Auch ein paar kleine Kinder laufen mit und strecken stolz ihre Plakate in Richtung umherstehender Passanten, die darauf eine weinende Erde sehen können und einen Aufruf, die Zukunft nicht zu zerstören.
Die Demonstration steht unter dem Motto "Du wählst das Klima von morgen" und bezieht sich dabei auf die anstehende Bundestagswahl. Die Demonstrierenden sind enttäuscht, dass keine große Partei ein Wahlprogramm vorliegen habe, das mit den Pariser Klimazielen vereinbar sei. Sie haben deshalb noch vor dem bundesweiten Klimastreik am 24. September eine Demonstration organisiert.
Hauptsache laut
Bevor sie loslaufen, gibt es am Unteren Markt noch ein paar kurze Wortbeiträge. Hier wird auf die Dringlichkeit der Klimakrise aufmerksam gemacht. Mit frustrierter Stimme weist die Rednerin Fée van Cronenburg darauf hin, dass schleunigst was geändert werden müsse, da es mit der Zukunft des Planeten sonst sehr übel aussehe. Auf das darauffolgende betretene Schweigen ihrer Zuhörer muss sie kurz auflachen: "Jetzt ist die Stimmung ja richtig im Keller", die Demonstration soll aber auch Spaß machen.
Feé van Cronenburg schaltet die Lautsprecher mit Musik auf einem Bollerwagen an und führt die Demonstration an. Auch wenn die Musik inhaltlich zur Demonstration passt, das Wichtige ist jedoch: Sie ist laut. Ein Polizeiauto fährt voraus und schafft auf den Straßen Platz für die laute Menge. Hier ist zumindest viel Platz, um Abstandsregelungen einzuhalten. Masken verdecken Münder und Nasen. Mit Megafonen treiben ein paar Jugendliche die Menge an, dass Umherstehende sie nicht nur sehen, sondern auch hören. Laut fordert die Menge einen Kohleausstieg, sodass ein Passant von der Seite ruft: "Davon sprech' ich ja auch schon lange." Eine Demonstrantin erwidert: "Ja dann lauf' doch mit!" Mitgelaufen ist er nicht, er hat es sich aber zumindest kurz überlegt.
