Brauereien in Dachau:Starkbier fässerweise weggeschüttet

Lesezeit: 3 min

Der Indersdorfer Brauer Tobias Socher füllt sein Helles seit der Pandemie selber ab. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ausgefallene Volksfeste, geschlossene Gastronomie und fehlender Tourismus: Pandemiebedingt haben bayerische Brauereien ziemlich zu kämpfen. Umsatz machen sie trotzdem.

Von Anna Schwarz, Dachau

Aktuell wäre Starkbiersaison. Eigentlich. Denn Bestellungen dafür hat Braumeister Hans Eser von der Schlossbrauerei Odelzhausen auch heuer nicht - pandemiebedingt schon das zweite Jahr in Folge: "Wir mussten das Starkbier in Fässern in der Vergangenheit auch schon wegschütten, das tut natürlich weh."

Doch Eser betont: "Insgesamt sind wir in der Pandemie mit einem blauen Auge davongekommen." Er hofft auf die Starkbiersaison 2023 und erklärt optimistisch: "Wir stecken den Kopf nicht in den Sand." Der Bayerische Brauerbund beschreibt die aktuelle Lage so: "Der Gesamtbierabsatz der bayerischen Brauwirtschaft hat sich gegenüber dem desaströsen ersten Corona-Jahr um 2,1 Prozent verbessert."

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Doch es gibt weiterhin bayernweit Einbußen: "Vor allem die geschlossene Gastronomie, der fehlende Tourismus und die ausgefallene Volksfestsaison dämpften den Inlandsabsatz, sodass zum Vorkrisen-Absatzniveau noch immer rund 50 Millionen Mass fehlen."

Flaschenbiere sind besser gegangen, weil wohl mehr zuhause getrunken wurde

Wenn Hans Eser von der Schlossbrauerei seine aktuell produzierte Biermenge mit dem Vor-Coronajahr 2019 vergleicht, stellt er fest: "Der Absatz von Fassbier ist bei uns etwa um die Hälfte zurückgegangen." Das lag auch daran, dass das Schlossgut Odelzhausen und weitere Gastronomiebetriebe über Monate geschlossen blieben, außerdem fielen Garten- oder Volksfeste aus: "Aber dafür sind die Flaschenbiere besser gegangen, weil wohl mehr zuhause getrunken wurde."

Das stellt auch Matthias Bachhuber von Amperbräu fest: "Auch wir haben mehr Flaschenbiere verkauft." Er zeigt sich zufrieden: "Prinzipiell sind wir gut durch die Pandemie gekommen. Unser Glück war es, dass wir bislang noch nicht so viele Gastronomen beliefert haben" - seine vier Mitstreiter und er haben die Brauerei erst 2016 im Nebenerwerb gegründet.

OB Florian Hartmann zusammen mit Daniel Gall, Michael Schmid und Matthias Bachhuber von Amperbräu. (Foto: Florian Göttler)

Bachhuber ist hauptberuflicher Projektmanager und sagt: "In den letzten zwei Corona-Jahren haben wir unser Bier fast zu 100 Prozent an Läden geliefert." Denn Vereins- oder Stadtfeste, wie Jazz in allen Gassen und die Lange Tafel fielen pandemiebedingt aus, dort haben die Amperbräu-Jungs sonst gerne ausgeschenkt.

Sein Fazit: "Die Pandemie war nicht existenzbedrohend für uns", vor allem weil die Fixkosten der kleinen Brauerei niedrig sind: "Wir haben nur einen Angestellten, einen Vertriebler, und keine eigene Brauanlage, sondern wir lassen brauen."

Eine größere Herausforderung waren die "planerischen Risiken" wegen der Coronalage, zum Beispiel beim Sommer auf der Thoma-Wiese: "Da haben wir zu viel Bier gebraut, weil wir mit mehr Leuten gerechnet haben. Das übriggebliebene Bier mussten wir dann erstmal wieder loswerden", sagt er und lacht.

Indes musste der Kapplerbräu Altomünster in den vergangenen zwei Jahren darauf verzichten, das Indersdorfer Volksfest zu beliefern: "Da gingen sonst natürlich schon einige Mass weg", erzählt Geschäftsführer Wilhelm Wiedemann. Gleichzeitig betont er: "Wir sind bisher gut durch die Pandemie geflossen", ähnlich wie bei den anderen Brauereien wurde beim Kapplerbräu zwar weniger Fassbier, aber dafür mehr Flaschenbier in den Getränkemärkten verkauft.

Die Menschen trauen sich seltener in Wirtshäuser trotz Hygienevorschriften

Denn derzeit halte sich der Bierkonsum in den Gaststätten leider immer noch in Grenzen, so Wiedemann: "Die Menschen trauen sich nicht so in die Wirtshäuser zu gehen, obwohl dort alle sehr bemüht sind, die Hygienevorschriften einzuhalten."

Im Hinblick auf das Indersdorfer Volksfest bleibt er optimistisch: "Wir fangen nach Fasching an, das Festbier zu brauen, weil wir zuversichtlich sind, dass das Volksfest heuer stattfindet."

Um das Indersdorfer Volksfest zu beliefern, dafür sei er zu klein, sagt Tobias Socher und lacht. Vor rund 15 Jahren hat er seinen Tobiasbräu Indersdorf gegründet - nachdem die Klosterbrauerei ihren Betrieb eingestellt hatte. Hauptberuflich arbeitet er als Braumeister bei Spaten, in seiner Freizeit braut und verkauft er im Nebengebäude des Bumbaurhofs sein eigenes Bier: " Vor der Corona-Zeit waren es etwa 12 000 bis 13 000 Liter im Jahr, jetzt sind es zwischen 9000 und 10000 Liter pro Jahr" - auch ihm fehlen die Veranstaltungen, auf denen sonst Bierfässer gezapft werden.

Um Kosten einzusparen, hat er deshalb seine Produktionsweise umgestellt. Früher ließ er sein Bier in einer Brauerei in Franken abfüllen: "Jetzt habe ich mir eine kleine Abfüllmaschine gekauft und mache das selbst." Bei der Bierproduktion hilft meist die ganze Familie zusammen, erzählt Socher: "Mit meinem Sohn und meiner Frau wasche ich die Flaschen und meine Eltern helfen beim Etikettieren", und er sagt: "Das klappt gut, das werde ich auch nach der Pandemie so beibehalten."

Hans Eser musste sein Starkbier Operator, das er in der Odelzhausener Schlossbrauerei ausschenkt, fässerweise wegschütten. (Foto: Toni Heigl)

Auch für den Chef des Maierbräu Altomünster Christoph Maier "waren die Pandemiezeiten nicht einfach". Denn er liefert sein Bier eigentlich vor allem an Gastronomiebetriebe, Kantinen und Festveranstalter: "Und die waren von den Lockdowns sehr betroffen. Seit Beginn der Pandemie sind sie nie wieder auf ihr ursprüngliches Umsatzniveau zurückgekommen."

Das hatte auch Auswirkungen auf Maierbräu: "Wir hatten starke Umsatzrückgänge", deshalb arbeiteten seine 25 Brauerei- Beschäftigten zum Teil in Kurzarbeit: "Aber wir konnten alle Leute halten. Sie waren sehr flexibel und haben auch bei Renovierungen angepackt."

Mittlerweile habe sich Maier an die Unsicherheiten der Pandemie gewöhnt. Das war zu Beginn anders: "Vor allem im ersten und zweiten Lockdown mussten wir Bier vernichten, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist", erzählt er: "Aber irgendwann hat man ein Gefühl dafür bekommen, wie es mit den Regelungen weitergehen könnte und wie viel Fassbier gebraucht wird." Zumindest einen Hoffnungsschimmer gab es vor kurzem, so Maier: Die Sperrstunde in der Gastronomie ist weggefallen - und damit steigt vielleicht auch wieder der Bierkonsum.

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