Ausstellung in der Dachauer Altstadt:Meisterhafte Unikate

Lesezeit: 2 min

Fünf Gesellen zeigen ihre Werke. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Fünf junge Schreiner präsentieren ihre Gesellenstücke und zeigen so, was der Unterschied zur Massenproduktion ist.

Von Johannes Rockstuhl, Dachau

Wer dieser Tage zum Geldautomaten oder Infoschalter der Volksbank Raiffeisenbank Dachau in der Hauptgeschäftsstelle in der Altstadt will, wird sich wundern: Schränke, Kommoden und Schreibtische stehen dort im Raum verteilt. Ein Blickfang, denn es handelt sich keineswegs um alltägliche Möbelstücke, wie man sie, in großen Stückzahlen günstig hergestellt, in Einrichtungshäusern findet. Es sind meisterhaft und liebevoll gefertigte Unikate, die sich fünf junge Schreiner selbst erdacht haben. Mit diesen sind sie nun in den Gesellenstand aufgenommen worden.

20 Prüflinge haben in diesem Jahr ihre Gesellenprüfung absolviert, allesamt haben bestanden. Für die Ausstellung wurden Stücke von fünf Gesellen ausgewählt, die um den Innungspreis, sowie den Preis um "gute Form" konkurrierten. Beide Preise konnte Christoph Haupt mit nach Hause nehmen. Sein hängendes Sideboard aus Esche erkannte die Jury als "fehlerloses Stück" an. Fast zweieinhalb Wochen hat er daran gearbeitet und vor allem die Waben an der Außenseite hätten ihm große Schwierigkeiten bereitet, sagt er. Seine Ausbildung absolvierte Haupt in der Schreinerei Märkl in Dachau. Jetzt will er die Berufsoberschule besuchen, um sein Fachabitur nachzuholen.

Mit seinem Sideboard hat Christoph Haupt die Jury der Schreinerinnung gleich doppelt überzeugt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Diesen Weg schlügen einige ein, berichtet Schreinermeister Benno Huber aus Petershausen, der auch in der Jury saß. Nach der Schule entschieden sich viele zunächst für eine Ausbildung im handwerklichen Bereich zu machen und schafften damit ein Fundament. Deshalb müsse er sich in seinem Betrieb um Nachwuchsschreiner keine Sorge machen, sagt er. Huber findet diese Entwicklung sehr unterstützenswert. Zum Einen sei eine Lehre seiner Meinung nach "der beste Einstieg ins Berufsleben" und zum Anderen habe er in seinem eigenen Berufsleben stets den besten Zugang zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehabt, die zuvor eine Ausbildung gemacht hätten. Auch Johann Schöpfel, Vorstandsmitglied der Volksbank in Dachau, ist von der Wichtigkeit der handwerklichen Ausbildungsberufe überzeugt. Jeder einzelne könne äußerst stolz auf sein Gesellenstück und die damit einhergehende abgeschlossene Ausbildung sein. "Ich könnte so etwas nicht. Ich bin mehr Mundwerker, als Handwerker", lacht er. Die Ausgebildeten sollten froh sein über das, was sie geschaffen haben. "Wir Bänker haben nicht diese Erfolgserlebnisse", nach getaner Arbeit ein sichtbares Ergebnis zum Anfassen zu haben.

1 / 2
(Foto: Niels P. Jørgensen)

Details von Paul Böhms modularem Schrank.

2 / 2
(Foto: Niels P. Jørgensen)

Auch das Board von Nuria Päsler ist derzeit in der Volksbank zu sehen.

Christoph Haupt will sein doppeltes Siegerstück nach der Ausstellung in sein Esszimmer stellen. Er hätte vor drei Jahren nie gedacht, dass er so etwas mal selbständig anfertigen könne, gibt er zu. Wie genau seine berufliche Laufbahn nach dem Fachabitur weitergehen wird, weiß er noch nicht so genau, dem Schreinerberuf will er aber treu bleiben. Ebenso sieht es Paul Böhm, dessen modularer Schrank den zweiten Preis erreichen konnte. "Modular" heißt, dass dieses Gesellenstück aus unterschiedlichen Modulen besteht, die sich austauschen lassen. Der Aspekt der Nachhaltigkeit stehe hier im Fokus, erklärt er. Denn er finde es bedenklich, dass aktuell so viel weggeschmissen werde und will mit seinem Stück die Leute zum Umbauen motivieren, statt zum neu Kaufen.

Gerade solche Gesellenstücke und die Liebe, die in der Produktion steckt, zeigen, dass der Schreinerberuf doch nicht so verstaubt ist, wie man denken könnte. Schreinerei heiße nicht mehr nur "Meister Eder und sein Pumuckl", sagt Benno Huber, woraufhin seine Tochter Anna Huber dazwischen grätscht. Meister Eder hätte ihrer Ansicht nach viel geholfen, Kinder an den Beruf des Schreiners heranzuführen. Die ausgestellten Stücke würden zeigen, dass es an Innovation und Aktualität im Schreinerberuf nicht mangele. Noch bis zum 9. September kann man die Gesellenstücke in der Hauptstelle der Volksbank Raiffeisenbank in der Augsburger Straße bewundern, bis sie anschließend in die Wohn- und Esszimmer der Gesellen wandern.

© SZ vom 30.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: