Coronavirus in Dachau:Mehr Sicherheit braucht mehr Platz

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Der Rechtsstreit um die Ausschussbesetzung des Dachauer Kreistags ist beendet. (Foto: Toni Heigl)

Um den Abstand von 1,50 Metern zum Sitznachbarn zu gewährleisten, tagen kommunalpolitische Gremien im Landkreis Dachau in größeren Räumen.

Von Petra Schafflik, Dachau/Petershausen/Pfaffenhofen

Auch jahrelange Routinen müssen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie neu justiert werden. Das zeigt ein Blick in die Sitzungskalender der kommunalpolitischen Gremien im Landkreis. So hat die Stadtverwaltung Dachau alle Termine der Fachausschüsse des Stadtrats gestrichen. Und überall werden Tagesordnungen abgespeckt und neue Sitzungsräume gefunden, die mehr Platz und damit Sicherheitsabstand bieten. "Wir beschränken uns inhaltlich auf das Nötigste, aber Fristen müssen eingehalten werden", sagt Petershausens Bürgermeister Marcel Fath (FW).

In Dachau werden wichtige Ausschussthemen in die Stadtratssitzungen integriert. "Denn bis Ende April sagen wir alle Ausschüsse ab", erklärt Josef Hermann, Leiter des städtischen Hauptamts. Bleibt die Raumfrage. Denn auch für die kommunalpolitischen Gremien gelten die üblichen Vorsichtsmaßnahmen, doch ein Sitzabstand von 1,50 Metern ist in den gewohnten Sälen kaum einzuhalten. Die Verantwortlichen reagieren kreativ, verlegen Sitzungen in Wirtsstuben, Turnhallen, öffentliche Veranstaltungssäle und Schulaulen.

Gemeinderat tagt im Wirtshaus

Die Gemeinderäte der 2300-Einwohner-Gemeinde Pfaffenhofen etwa haben sich Montagabend nicht wie üblich im Egenburger Rathaus getroffen, sondern im rustikalen, aber vor allem großzügigen Ambiente der Glonntal Stub'n. "Das ist eine Riesenwirtschaft, da können sich alle schön verteilen und Zuhörer haben genug Platz", erklärt Michael Schwaak, Geschäftsleiter der Gemeinde. Und da die Gastwirtschaft sowieso nicht geöffnet haben darf, war die Reservierung kein Problem.

Auch in Petershausen hat die Verwaltung reagiert. Beratungen der kleinen Fachausschüsse finden nach wie vor im Sitzungssaal statt, "dort ist ein Abstand von zwei Metern garantiert", sagt Rathauschef Fath. Der zwanzigköpfige Gemeinderat kann dort jedoch nicht genügend auf Distanz gehen und wird sich kommende Woche deshalb in der Turnhalle treffen. Dort können auch Zuhörer in sicherem Abstand sitzen. Nur wie in den großzügigen Räumlichkeiten nach der öffentlichen Beratung sichergestellt werden kann, dass tatsächlich niemand die folgende nicht-öffentliche Sitzung verfolgt, treibt Fath noch um. "Nach der öffentlichen Beratung werde ich wohl einmal komplett durch alle Räume gehen."

Bei der Stadt Dachau geht man einen anderen Weg. Noch vorige Woche gab es eine Sitzung des Werkausschusses, die man bereits in den großen Sitzungsaal verlegt hatte. Seit dieser Woche, so Hauptamtsleiter Hermann, seien aber alle Ausschusssitzungen abgesagt mit dem Ziel, die Termine und damit die Treffen zu minimieren. Wichtige Themen und Entscheidungen werden in die Stadtratssitzungen integriert, die regulär im März und April stattfinden. Allerdings im Ludwig-Thoma-Haus, wo sich dann Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), Mitarbeiter der Verwaltung und 40 Stadträte im Stockmann-Saal verteilen werden, der für bestuhlte Veranstaltungen 394 Plätze bietet und für Zuhörer die separate Tribüne, erklärt Hermann. Mehr Platz werden kommende Woche auch die Kreisräte haben, die sich nicht im Landratsamt, sondern in der Schulaula der Dachauer Dr.-Josef-Schwalber-Realschule zur Sitzung einfinden werden. Offen bleibt, ob alle Kommunalpolitiker in diesen Zeiten auch zu den Sitzungen kommen werden. "Jeder muss für sich entscheiden, etwa wenn er oder sie zu einer Risikogruppe gehört," sagt Pfaffenhofens Geschäftsleiter Schwaak, der aber für die Gemeinderatssitzung bis Montagmittag erst eine Absage registriert hatte.

© SZ vom 24.03.2020 / pes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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