Biogasanlagen:Die Preise steigen, die Förderung sinkt

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Dachaus Bauern fürchten, dass sich ihre Biogasanlagen wegen der Vorgaben des Bundes schon bald nicht mehr rentieren.

Matthias Pöls

"Den großen Energieerzeugern wird ein Zuckerl gegeben." Dieser Auffassung seien die Dachauer Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes, sagt dessen Dachauer Geschäftsführerin Petra Düring. Durch die Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) würden große Biogasanlagen übermäßig bevorteilt. Zudem hätten die Betreiber der Anlagen im Landkreis mit den steigenden Maispreisen zu kämpfen.

Indersdorf Ried Landwirt Götz, Biomasse, Biogas, Energieerzeugung npj/Foto: Jørgensen (Foto: DAH)

Der Preis für den Rohstoff Mais hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt", erklärt Anton Kreitmair, Dachauer Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Er stieg von 1000 Euro pro Hektar auf aktuell 2000 Euro. "Seit ich angefangen habe, hat sich der Preis sogar vervierfacht", sagt Josef Götz. Er war der Vorreiter in Sachen Biogas. Bereits vor zehn Jahren baute der Bauer seine Anlage, die größte im Landkreis Dachau. Rund 3000 Haushalte werden dadurch mit Strom versorgt.

Momentan sind rund 22 Biogasanlagen im Landkreis Dachau in Betrieb", sagt Kreitmair. Zusammen erreichen diese knapp eine Leistung von etwa neun Megawatt. Das Problem für die Bauern sei, dass durch die vom 1. Januar 2012 an wirksame Gesetzesänderung große Anlagen besser gefördert würden. Groß bedeutet mehr als 500 Kilowatt Leistung. Um so eine Anlage zu errichten, bedarf es laut Düring eines finanzstarken Investors. Für die sogenannte Flexibilitätsprämie kommen im Landkreis nur wenige Biogasanlagen in Frage, etwa die von Josef Götz. "Das Thema ist aber so komplex", sagt er, und ist unsicher, ob er überhaupt auf diese Förderung setzen will. Der Strom müsse dann an der Börse verkauft werden, das sei eine heikle Angelegenheit. Dafür bräuchte er einen verlässlichen Partner, aber das habe sich auf dem Markt noch nicht herauskristallisiert. "Biogas wird immer schlechter vergütet und das Risiko steigt auch noch", sagt Götz. Es scheint, als sei es politisch so gewollt.

Biogas ist ohnehin ein umstrittenes Thema. "Die Idee war richtig, aber die Folgen wurden nicht bedacht", sagt Roderich Zauscher, Kreisvorsitzender des Bunds Naturschutz: Denn es sei energiepolitisch nicht sinnvoll und agrarpolitisch eine Katastrophe. Die Pachtpreise für die Anbauflächen schnellten in die Höhe, "das fördert Misstrauen und Zwietracht und kleine Betriebe werden verdrängt". Die EEG-Novelle zeige den richtigen Weg, aber es sei bei weitem nicht genug. Dabei macht Zauscher niemanden persönlich verantwortlich. "Was für den Einzelnen wirtschaftlich sinnvoll ist, muss nicht für die Gesamtheit nützlich sein", erklärt der Naturschützer. Deshalb müsse die Politik die Rahmenbedingungen ändern, denn: "Solange die Anlagen mit Abfällen gespeist werden, befürworten wir Biogas." Aber der Anbau von Pflanzen "für den Tank" statt "für den Teller" sei eine energiepolitische Fehlentwicklung.

Trotz aller Probleme, "ein Ende von Biogas befürchte ich deshalb nicht", sagt Anton Kreitmair. Rund 100 Landwirte beliefern die 22 Biogasanlagen, so dass sich ein wirtschaftlich bedeutsamer Zweig entwickelt habe. In einer Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums heißt es, man wolle mit der Gesetzesnovelle bestimmte "Fehlentwicklungen" korrigieren. "Optional" solle dies langfristig auch durch kleinere Anlagen genutzt werden können: optional, also vielleicht.

© SZ vom 28.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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