Sport:"Ich mache das für immer"

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Die engagierte Trainerin Jurik-Zeiller ist bei allen Aufwärmübungen mit dabei. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Für ihre 20-jährige Arbeit in der Tanzabteilung des ASV Dachau wird Angela Jurik-Zeiller mit dem Ehrenamtspreis "Engagiert 2023" ausgezeichnet. Über eine Frau, die nicht vom Tanzen lassen kann.

Von Maxim Nägele, Dachau

Als Angela Jurik-Zeiller 18 Jahre ist und noch in Hebertshausen wohnt, sieht sie eine Anzeige des ASV Dachau in der Zeitung, eine Tanzlehrerin wird gesucht. Sie meldet sich und gibt schon bald die ersten Tanzstunden. Was ihr damals noch nicht klar ist: Es wird ihrer Arbeit zu verdanken sein, dass der Verein Jahre später eine eigene Tanzabteilung gründet. Nun wurde die heute 40-jährige Jurik-Zeiller für ihr Engagement mit dem Ehrenamtspreis "Engagiert 2023" des bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV) ausgezeichnet.

Mit drei Jahren hat Angela Jurik-Zeiller angefangen Ballett zu tanzen, sie habe aber schnell gemerkt, dass ihr das "zu streng" war. Deswegen meldete ihre Mutter sie mit fünf Jahren für Show-Tanz an, bei einem Tanzverein in Karlsfeld an. Dort trainiert sie 13 Jahre lang für ihre neue Leidenschaft bis sie es 2002 zur Trainerin beim ASV Dachau schafft: Es vergehen gerade einmal sechs Wochen nach ihrem Dienstantritt, da unterrichtet Jurik-Zeiller schon zwei Tanzkurse; nach einem Jahr ist die Nachfrage so groß, dass fünf Gruppen und drei weitere Trainerinnen organisiert werden. "Das hat sich alles irgendwie so verselbstständigt", sagt Jurik-Zeiller.

Vor zehn Jahren wird dann entschieden, dass die Tanzkurse nicht mehr zum Gymnastik- und Gesundheitssport zählen soll, sondern zu einer eigenen Abteilung, mit Jurik-Zeiller als Leiterin. Mittlerweile bietet das Tanzen ASV wöchentlich zehn Kurse für 180 Tänzerinnen und Tänzern an. Das alles kann die passionierte Tanzlehrerin zwar nicht mehr im Alleingang stemmen, doch "ihr Baby", das ist die Tanzabteilung noch heute. Die Frau mit dem langen Pferdeschwanz und dem einnehmenden Lächeln redet gerne und ausgelassen über das Tanzen, die Geschichten und die Erfolge der vielen Tanzschüler, die sie über die Jahre trainiert hat, trägt sie alle in sich.

"Wir versuchen das Angebot breit zu fächern"

Schon mit drei Jahren kann man beim ASV das Tanzen lernen, die ältesten Tänzer seien derzeit um die 30 Jahre. Die Kurse sind in drei Altersstufen aufgeteilt, es gibt Schülergruppen, Jugendgruppen und die Hauptgruppe für Tänzer ab 17 Jahren. In jeder Altersstufe gibt es einen Kurs, der für die Turniersaison trainiert. Zusätzlich gibt es die Aufbau- oder Spaßgruppen für Kinder und Jugendliche: "Wir versuchen das Angebot breit zu fächern, damit jeder sich wiederfinden kann", so die Abteilungsleiterin. Der Erfolg gibt ihr offenbar recht: Auf der Website sind alle Kurse orange oder rot markiert, jede ist entweder "gut besucht" oder "derzeit voll".

Die Tänzerinnen der Hauptgruppe bilden für das Aufwärmen einen Kreis. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Beim Training wird auch die Choreografie für die Turniere im Frühjahr geprobt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Viele Kinder, die ich früher trainiert habe, sind jetzt junge Erwachsene, die selbst in unserem Vorstand tätig sind und sehr erfolgreich trainieren", sagt Jurik-Zeiller und schaut dabei grinsend zu Emma Gerstner. Mit sechs Jahren war die heute 27-Jährige bei ihrem ersten Tanztraining bei "Angela", wie alle Jurik-Zeiller hier nur nennen. Heute leitet Gerstner selbst eine Jugendtanzgruppe. "Wir sind tatsächlich noch mehrere aktive Tänzer, die jetzt über zwanzig Jahre dabei sind, ohne Unterbrechung", sagt Gerstner. Es gäbe auch immer wieder Tanzende, die wegen der Arbeit oder eines Studiuma pausieren, sagt Jurik-Zeiller - die meisten kämen aber irgendwann auch wieder. Mehr Bestätigung gebe es kaum.

Ihre Arbeit ist viel mehr als nur das Training

Mitterweile leitet Angela Jurik-Zeiller selbst nur noch die sogenannte Hauptklasse für Erwachsene, also Tänzerinnen ab 17 Jahren, die für Turniere trainieren. Beim Training macht sie alle Aufwärmübungen mit, ihre aufgeschlossene Art mit ihren jungen Schülerinnen sorgt für eine ausgelassene Stimmung in der großen Turnhalle. Doch ihre Arbeit als Leiterin der Tanzabteilung ist viel mehr als nur das Training: Neben den wöchentlichen Einheiten plant sie die Choreografie, schneidet die Musik, begleitet die Turniertage und ist sowohl als Vorstandsmitglied der Tanzabteilung als auch im Vereinsrat des ASV Dachau tätig. Alles ehrenamtlich versteht sich.

Während ihrer Zeit beim ASV hat sie außerdem einen Doktortitel in Biologie gemacht und arbeitet als Science Managerin für Künstliche Intelligenz in München. Sie hat zwei Kinder und lebt mit ihrer vierköpfigen Familie mittlerweile Anzing im Landkreis Ebersberg. Von dort fährt sie jeden Donnerstagabend über eine halbe Stunde nach Dachau zum Training, die Leidenschaft fürs Tanzen hat sie auch nach all den Jahren noch nicht losgelassen. Das merkt, wer Jurik-Zeiller bei der Arbeit beobachtet, das bekommt aber auch zu hören, wer die 40-Jährige fragt, was sie am Tanzen inspiriert: "Alles! Sich zu überlegen, welches Thema man vertanzt, welche Musik man braucht, sich die Choreo zu überlegen. Wenn man dann auch noch eine Gruppe hat, die super zusammenhält, das ist einfach schön".

"Das ist meine zweite Familie"

Für die 40-Jährige, die eben nicht nur Tänzerin, sondern auch Mutter und Biologin ist, ist alles unter einen Hut zu bringen trotzdem nicht immer einfach. Von diesem Spagat erzählt auch die Choreografie, die sie mit ihrer Tanzgruppe dieses Jahr einstudiert. Sie heißt "mental load", mentale Belastung, und handelt von den vielen zusätzlichen Aufgaben und Belastungen, die in der heutigen Gesellschaft immer noch vor allem von Frauen gestemmt werden. Das Thema sei sehr aktuell, findet Jurik-Zeiller. Die Tanzrichtung der diesjährigen Choreographie ist der "Character" Tanz, er hat Einflüsse von Ballett und Modern Dance, in ausdrucksstarken Bewegungen erzählen die zwölf Tänzerinnen vom Wiegen der Kinder, Putzen und Arbeiten, dem ewigen Alltag vieler Frauen.

Als sie selbst vor drei Jahren ihr zweites Kind bekommt, setzt Jurik-Zeiller für ein Jahr das Training aus. In diesem Jahr habe sie gemerkt, wie sehr ihr das Tanzen fehle und dass sie immer noch Lust hat, Menschen dafür zu begeistern. Für Angela Jurik-Zeiller gehören das Tanzen und der ASV Dachau jedenfalls auch mit zwei Kindern noch fest zum Leben dazu: "Ich sage immer, das ist meine zweite Familie." Und so ist ein Ende ihres beispiellosen Engagements auch noch lange nicht in Sicht: "Ich mache das für immer. Bis ich mit dem Krückstock und im Rollstuhl herausgeschoben werde und nicht mehr kann."

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