CSU:Wiesnstadtrat rettet sein Amt mit einiger Mühe

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  • Otto Seidl (CSU) war in die Kritik geraten, weil er auf Twitter ein Foto gepostet hatte, das rassistisch interpretiert werden kann.
  • Als er damit konfrontiert wurde, hatte er eine Erklärung: Ein Fremder habe es mit seinem Account verschickt.
  • ​Am Freitag veröffentlichte seine Fraktion eine Erklärung, in der sie einräumt, dass Seidl öffentlich die Unwahrheit gesagt habe.

Von Heiner Effern

Nur mit Mühe hat es der neue Wiesnstadtrat Otto Seidl (CSU) am Freitag geschafft, sein prestigeträchtiges Amt nicht kurz vor dem Oktoberfeststart noch zu verlieren. Der Grund für den Trubel ist Seidls kompliziertes Verhältnis zur Wahrheit nach dem Versenden einer zumindest peinlichen Twitter-Nachricht. Am Freitag veröffentlichte die CSU-Fraktion eine Erklärung, in der sie einräumt, dass Seidl öffentlich und vor seinen Parteifreunden die Unwahrheit gesagt habe.

Um einen Rücktritt Seidls zu vermeiden und damit die Kette personeller Pannen in diesem Jahr nicht noch zu verlängern, verrenkte sich die CSU bis an ihre Schmerzgrenze. Der 71 Jahre alte Seidl habe mehr oder weniger aus Versehen gelogen, heißt es, weil er sich einfach nicht mehr so gut an den Vorfall vom Juni 2015 erinnern konnte.

Damals wurde von einem Twitter-Account mit Seidls Namen ein Foto verschickt, auf dem nackte Menschen verschiedener Hautfarbe zu sehen sind. In einer Sprechblase wird der unterschiedliche Körperbau der abgebildeten Männer gewürdigt. Eine geschmacklose Altherrenzote, sagen die einen.

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Ein Witz mit rassistischer Tendenz, meinen die anderen. Mit der Wahl Seidls zum Wiesnstadtrat machte auch dieses Foto öffentlich Karriere. Als er damit konfrontiert wurde, hatte er eine Erklärung: Ein Fremder habe es in seinem Namen verschickt, er werde Strafanzeige erstatten. Nun bestätigte die Staatsanwaltschaft München I jedoch, dass keine Anzeige vorliege.

Am Donnerstag fehlte Seidl dann beim traditionellen Rundgang vor der Eröffnung des Oktoberfests. Mehr als ungewöhnlich für einen gerade gewählten Wiesnstadtrat. Manche fragten sich, ob Seidl nun gar zurücktreten werde. Tut er nicht. Aber er entschuldigt sich. Für seine Vergesslichkeit.

"Obwohl ich Twitter sehr selten benutzt habe, hätte ich daran denken müssen, dass ich den Twitter-Account 2013 angelegt hatte", schreibt Seidl. Zwei Jahre später wurde auf seinem Account das Foto veröffentlicht. Das hat Seidl trotz sicher intensiven Nachdenkens aber auch nicht mehr im Kopf. "Ich kann mich zwar auch jetzt nicht erinnern, das unangemessene und geschmacklose Bild im Juni 2015 gepostet zu haben, will das aber mittlerweile nicht mehr ausschließen."

Seine Parteifreunde haben ihm diese Erklärung wohl mit zornesrot gefärbten Köpfen abgerungen, weil sie sich eine weitere Blamage nicht leisten konnten. Seidls Vorgänger Georg Schlagbauer (CSU) war erst im Juni wegen einer Kokain- und Rotlicht-Affäre zurückgetreten. Ende März waren zwei CSU-Stadträte zur Bayernpartei geflohen. Fraktionschef Hans Podiuk verheimlicht sein Unverständnis nicht: Seidls Verhalten sei unnötig und "extrem ärgerlich" und dürfe sich auf keinen Fall wiederholen.

© SZ vom 17.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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