Münchner Amtsgericht:Diebstahl über das Funksignal

Lesezeit: 2 min

Die Funksignale von Autoschlüsseln können Diebe mit sogenannten Codegrabbern abfangen - und selbst nutzen. (Foto: Uli Deck/dpa)

Mit einem sogenannten Code-Grabber fängt der Mann Funkwellen beim Absperren von Autos auf - und räumt dann die Wagen oder die Wohnungen der Besitzer aus. Das Amtsgericht spricht eine hohe Haftstrafe aus.

Von Susi Wimmer

Auch Autoknacker gehen mit der Zeit: Genügte früher eine Drahtschlinge, um ein Fahrzeug zu öffnen, so haben Diebe heutzutage beispielsweise einen Code-Grabber in der Hosentasche. Mit diesem kleinen Gerät können sie das Funksignal der Autoschließanlage abfangen und verwenden. Einer kann das allerdings vorerst nicht mehr: Den schickte ein Münchner Amtsrichter für drei Jahre und zwei Monate ins Gefängnis.

Der 42-Jährige hatte die Methode mit dem Grabben - der Ausdruck kommt aus dem Englischen und bedeutet greifen, schnappen - in München auf die Spitze getrieben: Mehr als drei Jahre lang lungerte er auf gut frequentierten Parkplätzen in und um München herum - bevorzugt auf jenen, von denen er wusste, die Leute würden so schnell nicht wieder zurückkommen, weil sie spazieren gehen oder eine Veranstaltung besuchen.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Sperrten sie ihr Auto mittels Knopfdruck auf den Smart Key zu, aktivierte der 42-Jährige den Grabber. Ein solcher Code-Grabber wird beispielsweise über eine chinesische Verkaufsplattform für gute 400 Euro ins Haus geliefert. Der "Greifer" zeichnete das piepende Funksignal auf und spielte es ab, wenn die Leute außer Sichtweite waren.

Der Dieb durchsuchte sodann das Auto auf Wertgegenstände, aber auch auf Schlüssel und Dokumente. Und in einigen Fällen hatten die Autobesitzer Wohnungs- oder Hausschlüssel zusammen mit der Adresse im Wagen hinterlassen. So war es für den 42-Jährigen ein leichtes, zu den Wohnungen zu fahren und Wertsachen zu stehlen. Die Staatsanwaltschaft warf dem Mann insgesamt 23 Diebstähle, davon sieben aus Wohnungen, vor. Der Gesamtwert der Beute belief sich auf mehr als 60 000 Euro.

Der Dieb legte ein Geständnis ab

Vor dem Kadi zeigte sich der Dieb reumütig und legte ein Geständnis ab. Das ersparte den Geschädigten eine Aussage vor Gericht. Vor allem den Menschen, in deren Wohnungen und somit in deren Privatsphäre er eingedrungen war. Man habe hier zwar keine Wohnungseinbrüche im klassischen Sinn vorliegen, so das Gericht, trotzdem habe das Vorgehen des Angeklagten für die Geschädigten "erhebliche, insbesondere psychische Folgen" gehabt.

Das Gericht legte auch in die Waagschale mit den belastenden Argumenten, dass der Mann sehr planvoll vorgegangen sei: zuerst den Grabber im Internet gekauft, dann gezielt nach Parkplätzen gesucht und schließlich auch noch in die Wohnungen eingedrungen. "In den Taten kommt eine hohe kriminelle Energie zum Ausdruck", so sah es das Gericht. Das Urteil gegen den 42-Jährigen ist rechtskräftig.

Wie man sich am besten gegen Grabber wehren kann, dazu hat die Polizei ein paar Tipps: Grundsätzlich sollte man keine Wertgegenstände im Auto belassen - und schon gar nicht gut sichtbar. Zudem sollte man immer kontrollieren, ob man das Auto wirklich abgesperrt hat. Diebe verwenden etwa auch Störsender, die verhindern, dass die Zentralverriegelung aktiviert wird. Also am allerbesten immer kurz am Türgriff ziehen, um sich zu vergewissern, dass abgeschlossen ist.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusDemonstration gegen Rechtsextremismus
:Hunderttausend Lichter gegen den Hass

Trotz des schlechten Wetters und der Ferien kommt es in München erneut zu einer der größten Demonstrationen der vergangenen Jahre. Für Hauptrednerin Düzen Tekkal gibt es beim "Lichtermeer" mehrmals Szenenapplaus, OB Dieter Reiter reagiert nach der Veranstaltung euphorisch.

Von Bernd Kastner und Joachim Mölter

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: