In der Senserstraße 7 in Sendling muss seit Ewigkeiten eine Wirtschaft gewesen sein. Der mehr als 90 Jahre alte Mann, der schon öfter da war, hat Esther Szolnoki erzählt, dass er hier in seiner Jugend Mittag gegessen habe. Zuletzt war hier eine Kneipe. Esther Szolnoki und Judith Starck haben aus der Adresse im Frühjahr ein Café gemacht. Es ist ein fröhlicher Farbfleck in der kleinen Straße nahe dem Kreisverwaltungsreferat: Die Fließen der Theke sind türkis und die Lampen gelb.
Bei dem Betrieb spielt Szolnokis Großtante im sächsischen Görlitz eine große Rolle. Nach ihr ist das Café benannt, und von ihr kommen viele der Rezepte für die Kuchen: Eierschecke etwa, oder Kalter Hund. Szolnoki schickt ihr regelmäßig Fotos aus dem Lokal, um sie auf dem Laufenden zu halten. "Alle, die sie kennen - ganz vorn Judith -, sind sich einig, dass sie den weltbesten Kuchen backt", erklären die zwei Betreiberinnen auf Facebook. Die beiden haben sich bei einem Münchner Verlag kennengelernt und angefreundet.
Frühstück und Brunch:So sieht es im Café Erika aus
Das Café in Sendling ist ein fröhlicher Farbfleck in der kleinen Straße nahe dem Kreisverwaltungsreferat.
Was gibt es da und was kostet das?
Die Eierschecke ist eine Spezialität aus Sachsen und Thüringen, und man kann sie sich - in der klassischen Variante - so vorstellen: unten ein Hefeteig, dann eine Quarkcreme und oben eine Schicht Vanillepudding. Einen "Erika-Kuchen" nach traditionellem Rezept der Großtante haben Szolnoki und Starck täglich im Angebot, dazu eigene Kreationen und immer auch eine Kuchen-Option für Veganer.
Auch nicht uninteressant ist das wechselnde Mittagsgericht, das zwischen 5,20 (für Suppen) und 7,50 Euro kostet. Etwa Pasta mit Gorgonzola, Feigen und Walnüssen, Quiche mit Mangold und Lachs oder Speckknödel mit Salbei. Die Gerichte machen satt, ohne klassische Hausmannskost zu sein. Der Salat für 6,90 Euro bestand zum Beispiel an einem Tag aus Kichererbsen, Kürbis und Fetakäse. Das Stück Torte (3,20 Euro) mit weißer Schokolade und Mohn hätte es danach nicht mehr gebraucht. Es war aber locker und nicht zu süß. Der Tee für 3,40 Euro erscheint dagegen erst einmal teuer, doch der Preis erklärt sich schnell: Die Mischungen kommen aus einer Bio-Manufaktur am Chiemsee.
Ihr Kaffee kommt auch vom Chiemsee, von einem befreundeten Fotografen, der jetzt lieber eine Rösterei betreibt, sagt Szolnoki. So wie sie jetzt dieses Lokal. Sie kommt ursprünglich aus Ungarn, und Starck aus der Pfalz, daher ist auch mal eine ungarische Salami unter den Zutaten, und Pfälzer Weine stehen auf der Karte. Frühstück bietet das Café Erika auch an. Wer hier den Tag startet, beginnt ihn an den Überbleibseln des sportlichen Ehrzeiges: Die Tische bestehen aus dem Eichenparkett einer Turnhalle, Szolnoki hat das Material auf Ebay ersteigert, und ein Freund es zu Möbeln gemacht.
Brunch:In diesen zwölf Münchner Cafés sollten Sie frühstücken
Ob gemütlicher Brunch, à la carte oder klassisch französisch mit schlichtem Café noir und Croissant: Unsere Tipps für einen perfekten kulinarischen Start in den Tag.
Wer geht da hin?
Das lässt sich nach wenigen Monaten noch nicht sagen. Das Café Erika hat im Mai 2017 eröffnet. In jedem Fall kann man auf die Nachbarn tippen, wie den mehr als 90 Jahre alten Mann. So viele Cafés gibt es in dieser Ecke bisher nicht. Die Prognose könnte lauten: Fans der Eierschecke. Denn es kommen wegen ihr schon Menschen aus anderen Stadtteilen, berichtet Szolnoki. Das sind meist Zugezogene, die einen Kuchen aus ihrer Kindheit essen wollen. Denkbar wäre auch, dass die Wartenden im Kreisverwaltungsreferat sich lieber hier hinsetzen und stärken, bis ihre Wartenummer endlich aufgerufen wird.
Wie viel Zeit bringt man mit?
Szolnoki und Starck betreiben das Lokal bisher zu zweit. Weil alles frisch zubereitet wird, kann man das Essen nicht innerhalb von Sekunden auf dem Tisch erwarten. Oder eine Wartenummer ziehen - die meist, ob bei KVR oder Burger-Kette, nur als Beruhigungspille dient. Im Hinterhof, wo das Café Erika acht Plätze hat, lässt sich ganz gut Zeit vertrödeln. Im Café selbst gibt es Wlan für jene, die das nicht wollen.