"Buena Vista Bar":Salsa zum Dessert

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Es gibt allein 30 verschiedenen Rumsorten auf der Karte. (Foto: Susanne Popp)

Prost, Salud, Jesús: Die "Buena Vista Bar" spielt Kuba-Klischees mitten in München - mit Cocktails, Hüftschwung und Havana Rum.

Von Susanne Popp

Dunkle Augen unter dichten Brauen und darüber die rote Mütze mit kleinem, goldenem Stern. Vor allem weibliche Gäste zieht dieser Blick an die Bar. Fast pausenlos klirren Eiswürfel im Cocktailshaker. Havana Rum wird ausgeschenkt und Zigarren angezündet. In der Buena Vista Bar soll sich der fantasiebegabte Gast wie im kubanischen Nachtleben fühlen. Auch wenn es natürlich nur ein Foto von Che Guevara ist, das mitten über der Theke prangt.

Und nicht nur dort. Gefühlt scheint Che allgegenwärtig, an jeder Wand hängen mindestens zwei Bilder des Revolutionärs. Das schwankt zwischen Kitsch und authentischer Kulisse und lockt ein bunt gemischtes Publikum an. Spanische Wortfetzen von der Familie am Nebentisch hört man genauso wie das laute Lachen einer Studentengruppe. Und natürlich werden die blonden Lockenmähnen an der Theke von schwarzäugigen Hutträgern beobachtet.

Buena Vista Bar
:Havanna an der Schranne

Cocktails, Che und Salsa: Ein Rundgang durch die Buena Vista Bar.

Trotzdem gibt sich die Bar Mühe, individuell zu sein. Dresscode gibt es keinen, aber falls das eine oder andere Dekolleté etwas großzügiger ausfällt, sehen das sowohl die Barkeeper als auch die männlichen Gäste gern. Wer flirten will, muss so meist nicht lange an Oliven und Tapas (zwischen sechs und neun Euro) knabbern oder am "Carribean Lover" (Rum weiß, Rum braun, Triple sec, Maracujasirup, Lime Juice, Zitronen- und Ananassaft) schlürfen.

Der Name scheint in der Buena Vista Bar Programm, gespielt wird Kuba mitten in München: Ein bisschen verfallen mit unverputzter Backsteinwand auf der einen, ein bisschen dekadent mit türkisgrüner Dachschräge und goldumrahmtem Spiegel auf der anderen Seite. Dazu Musik a la "Buena Vista Social Club" und immer wieder die in allen Größen und Variationen von Wänden und Decke hängende kubanische Flagge.

Seit zehn Jahren logiert die Bar im Vorhof der kleinen Kabarett-Bühne "Teamtheater" in der Isarvorstadt. Wenn dort gegen 22 Uhr die Vorstellungen enden, bleiben die Besucher mindestens noch auf einen Drink. Bevorzugt werden Klassiker wie Mojito, Caipirinha und Cuba Libre. Aber bei allein 30 verschiedenen Rumsorten auf der Karte, geht es auch exquisiter: Vier Zentiliter "Zacapa Centenario" aus Guatemala schmecken nach Honig, Nüssen, Nougat und Schokolade. Allerdings ist das mit stolzen 19,80 Euro alles andere als billig. Die übrigen Getränkepreise bewegen sich im Münchner Mittelfeld (Cocktails 7,70 Euro, Wein 4 Euro, Bier 3,30 Euro und Cola 2,60 Euro).

Dazu wartet die Speisekarte mit einem Mix aus europäischer und kreolischer Küche auf: Quesadillas (um zehn Euro), Fisch-, Fleisch- und vegetarische Gerichte (zwischen acht und 14 Euro) und die unvermeidlichen Tapas in allen Variationen. Nicht spektakulär, aber zum Essen kommen die Wenigsten.

Unter Südamerikanern in München gilt die Bar als Treffpunkt, vor allem am Sonntag, wenn DJs kubanische Musik auflegen. Sonst hört man Reggaeton, Salsa, Merengue und Latin-Jazz. Dazu wippen Chucks, Lederslipper und High-Heels im Takt und fangen spätestens gegen 23 Uhr - oder nach dem dritten Cocktail - zu tanzen an. Dass laut offiziellen Statistiken nur knapp 400 Kubaner in München leben, vergisst man auf der übervollen Tanzfläche sofort.

Wer die Buena Vista Bar dann abgekämpft verlässt, wird allerdings enttäuscht. Statt nächtlichem Centro Habana wartet die graue Schrannenhalle. Dennoch könnte die Bar auch in einem Straßenzug Havannas stehen. Und vielleicht würde sie dort tatsächlich übersehen werden. Das kann durchaus als Kompliment verstanden werden.

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