Vokalmusik:Mehrstimmiges Füllhorn

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Der Chor des Bayerischen Rundfunks führt im ausverkauften Herkulessaal "Vom Salon zum Broadway".

Von Klaus Kalchschmid

Französisches, Liebesliederwalzer von Johannes Brahms, Evergreens der Comedian Harmonists, Musical und Jazz: Der Chor des Bayerischen Rundfunks öffnete bei seinem zweiten Konzert unter Peter Dijkstra ein Füllhorn an mehrstimmiger Vokalmusik, wie man es selten erlebt. "Vom Salon zum Broadway" war das Motto des ausverkauften Abends im Herkulessaal, den im zweiten Teil Christopher Mann charmant im weißen Hemd mit Fliege und Hosenträgern moderierte.

Einen ganzen Abend ging es um die vielfältigen Schattierungen von Liebe und Erotik, ob bei Saint-Saëns ("Calme des nuits") und Fauré ("Pavane" und "Madrigal") oder in dem launigen Brahms-Walzer mit vierhändiger Klavierbegleitung (Gerold Huber, Max Hanft). Allesamt erzählen sie von "Boy meets Girl", aber auch davon, welche Verwerfungen da dem einträchtigen Zusammensein immer wieder im Wege stehen.

Nach der Pause haben ein paar Damen sich 1920er-Jahre gemäß kostümiert, vor allem aber tauchen alle in eine ganz andere Welt ein: "Veronika, der Lenz ist da" oder "Mein kleiner grüner Kaktus", stilvollendet dargeboten nur von den Männern, oder "My Funny Valentine" und "Love Is Here To Stay" nur von den Frauen. Schlager wie "Night and Day" (Cole Porter), "I Got Rhythm" (Gershwin) oder "What A Wonderful World" durften nicht fehlen. Alle klassische Gesangs-Kultur wurde da lustvoll abgestreift und jede Menge Choristinnen und Choristen wurden plötzlich zu feinen Solisten. Allen voran Merit Ostermann, die für ihr fulminantes Solo in "How Do You Keep The Music" zu Recht tosenden Applaus einheimsen konnte.

Ob Richard Rodgers, Michel Legrand, Cole Porter oder George Gershwin, von dem auch die Zugabe stammte ("Embrace me, my sweet embraceable you, embrace me, my irreplaceable you"): die blendende Stimmung im Saal erreichte nach der Wiederholung der letzten Takte des "Hallelujah" von Vincent Youmans endgültig ihren Höhepunkt.

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