Jazz-Trio:Immer noch einer der Musikalischsten

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Vertrautheit und gleiches Klangempfinden: Larry Grenadier, Bill Steward und Walter Smith III. (von links). (Foto: TJ Krebs)

Schlagzeuger Bill Stewart spielt mit Larry Grenadier und Walter Smith III. in der Unterfahrt.

Von Oliver Hochkeppel, München

Stil-Epochen gibt es im Jazz schon lange nicht mehr, Moden freilich schon. Sogar für einzelne Instrumente, und da umso schneller wechselnd, je mehr sich technisch tut. Und bei vermutlich keinem anderen Instrument hat sich in den vergangenen 30 Jahren so viel getan wie beim Schlagzeug. Es ist also noch gar nicht so lange her, da pilgerten ganze Schlagzeug-Klassen zu Dave Weckl, um sich an dessen Ultra-Powerdrumming zu orientieren. Etwas später dann wollten alle jungen Drummer spielen wie Bill Stewart. Warum, das demonstrierte der inzwischen 55-jährige Amerikaner jetzt mal wieder in der Unterfahrt. Und wie ungerecht und schade es ist, dass die Karawane so schnell weiterzog.

Das Faszinierendste an Stewarts Spiel war und ist die Musikalität. Stewart verleiht seinem Instrument stets eine fast melodische eigene Stimme im Bandgefüge, ganz ohne den heute üblichen polyrhythmischen Wirbel und vordergründige Eskapaden. Er macht oft nicht wirklich viel, hält stattdessen immer die Grundstruktur und streut von dort aus sozusagen Bemerkungen, musikalische Antworten ein. Und hat dabei ein Augenmerk auf dem Sound jedes einzelnen Schlags - typisch, dass er hier nach zwei Stücken Teile des Drumkits nachstimmte.

Im aktuellen Trio mit dem gleichaltrigen langjährigen Weggefährten Larry Grenadier, der mit Stewart schon bei Pat Metheny Bass spielte, und dem Tenorsaxofonisten Walter Smith III. läuft alles wie von selbst ab, da wird mit großer Vertrautheit und gleichem Klangempfinden gespielt, als ob man nie je etwas hätte üben müssen. Freilich, ob die drei nun flotten Hochleistungsjazz spielen ("Squid"), relaxten Postbop-Groove ("How Long Is Jazz"), einen leicht ironisierten Standard oder reduzierte Free-Lyrik ("See U"), innerhalb der Stücke ändert sich wenig an der jeweiligen Grundbefindlichkeit. Was einem angesichts des heute üblichen Stil- und Modusdeklinierens innerhalb eines Songs fast wie klassischer Jazz vorkommt. Umso lieber hat man das mal wieder gehört.

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