Tipps für Zuhause:Bienen helfen - so einfach geht's

Lesezeit: 4 min

Faszinierendes Plädoyer für den Artenschutz: der Film "Ein Himmel voller Bienen" der Münchner Regisseurin Vanessa Weber von Schmoller. (Foto: Herzfilmproductions)

Honig aufs Brot, wer liebt das nicht? Doch ohne Bienen müssten wir auf 90 Prozent unserer Nahrungsmittel verzichten. Was jeder Einzelne für sie tun kann.

Von Lukas Heinser und Philipp Holzhey

Honig und Wachs produzieren und nebenbei Blüten bestäuben: So hätte vor einigen Jahren vermutlich die Antwort vieler Menschen gelautet, wenn man sie nach dem Nutzen der Bienen gefragt hätte. Das 2019 in Bayern gestartete Volksbegehren "Rettet die Bienen" hat mit über 1,7 Millionen Stimmen eine neue Ära eingeläutet. Das Bewusstsein über die Bedeutung der Biene für Flora und Fauna ist seitdem stetig gewachsen. Schließlich ist sie das drittwichtigste Nutztier Deutschlands, hinter Schwein und Rind.

Mehr als 1000 Imkerinnen und Imker gibt es im Münchner Großraum, die einen wichtigen Beitrag dazu leisten, München und das Umland grün und artenreich zu gestalten. Doch auch jeder Einzelne kann etwas für die Bienen tun, ob über einen Imkerkurs für Anfänger, die Mitgliedschaft in einem Verein, oder das bienenfreundliche Bepflanzen von Balkon und Garten. Hier einige Anregungen.

Der eigene Garten als Zuhause für Bienen

Je weniger Bienenarten es also gibt, desto leerer werden irgendwann die Supermarkt-Regale. Wohl fühlen sich die Tiere beispielsweise hier in der Bienenbelegstelle bei der Sauschütt im Ebersberger Forst. Das blau markierte Exemplar ist die Königin. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Während die Honigbienen mit den Imkern eine Lobby haben und mittlerweile auch vermehrt in Privatgärten ein Zuhause finden, fehlt es den Wildbienen im dicht bebauten und beackerten Deutschland zunehmend an Futter- und Nistplätzen. Dabei wären gerade die Städte, wo die meisten Menschen leben, ein gutes Zuhause für die Tiere. Wildbienen haben nämlich einen ziemlich kleinen Bewegungsradius, weswegen die großflächigen Monokulturen auf dem Land für sie häufig zum tödlichen Hindernis werden.

In den Städten hingegen können die Tierchen problemlos von Garten zu Garten pendeln und diejenigen Pflanzen bestäuben, für die sie zuständig sind - wenn sie diese denn vorfinden. Und genau hier können Städterinnen und Städter ihren Teil zur Artenvielfalt beitragen: Wer seinen Garten oder seinen Balkon bienenfreundlich gestaltet, verhilft den Tieren zu ihrer lebenswichtigen Nahrung.

Nicht nur ihnen, sondern auch den Menschen, denn: Die 100 wichtigsten Kulturpflanzen werden größtenteils von Bienen bestäubt und liefern zusammen 90 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelversorgung. Viele Pflanzenarten werden dabei nur von Wildbienen bestäubt. Je weniger Bienenarten es also gibt, desto leerer werden die Esswaren-Regale im Supermarkt.

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Wer nun also für die wilden Flieger was Gutes tun möchte, dem stehen zahllose Wissensquellen zur Verfügung. Etwa die Webseite von "Stadtbienen", einem "Imker:innen-Netzwerk", das neben Imkerkursen auch kostenfreie Tipps und Tricks bereitstellt. Da geht es um die richtige Pflanzenwahl und die großen "Do's" und "Don'ts" der Wildbienen-gerechten Gartenpflege. Wer sein Wissen zudem noch weiter vertiefen möchte, wird bestimmt auf der Bücherliste von "Bayern summt!" fündig.

Infos unter www.stadtbienen.org oder www.bayern.deutschland-summt.de

Auf den Spuren der Wildbiene

Auf den Spuren der Wildbienen: der Swarmlab-Lehrpfad im Norden des Englischen Gartens. (Foto: Moritz Lohmann)

Bienen und QR-Codes - was haben sie miteinander zu tun? Die einfache Antwort: Beides findet man auf dem etwa drei Kilometer langen Wildbienen-Lehrpfad im Norden des Englischen Gartens. Über das Scannen der QR-Codes sollen besonders die jüngeren Generationen abgeholt werden. An den acht verschiedenen Stationen erfahren die Besucher mehr über Wildbienen und deren Lebensweise: Einige der vorgestellten Wildbienenarten haben in der großen Parkanlage sogar ihr dauerhaftes Zuhause gefunden.

Wer eher ein Anhänger der analogen Wissensvermittlung ist, stößt in der Gemeinde Haar, direkt am östlichen Ortsrand von München, auf einen weiteren wunderbaren Lehrpfad über Wildbienen und Magerrasen. Der außergewöhnliche Rundgang führt die Wanderer an sechs Standorten vorbei, die Infotafeln zur Tier- und Pflanzenwelt präsentieren.

Infos unter www.swarmlab.eu und www.gemeinde-haar.de

Imkern - zuschauen oder mitmachen

Imkern ist in: Auch auf dem Dach der Pasing Arcaden haben Bienen eine Zuhause gefunden. (Foto: Robert Haas)

Noch näher kommt man den kleinen Brummern nur dann, wenn man sich für eine Führung in einer Imkerei entscheidet. "Sizzerbees" stellt ausschließlich regionalen Bio-Honig aus München oder Umgebung her. Bei der 90-minütigen Führung durch den Betrieb erfahren Groß und Klein alles über die Honigherstellung und dessen "Produzenten", die Bienen. Als kleines Zuckerl steht im wahrsten Sinne am Ende jeder Führung eine Honigverkostung an.

Wer selbst anpacken möchte, muss aktuell noch ein bisschen abwarten: Vereinzelte Imkerkurse gibt es in München zwar - sie beginnen aber alle im Winter oder Frühling, also erst 2024 wieder. Die Konditionen können auf den jeweiligen Webseiten abgerufen werden, zum Beispiel für den Kurs von "Stadtbienen" .

Infos unter www.sizzerbees.com und www.stadtbienen.org

Honig aus der Region

Der Honig kommt in flachen Beuteln: eine Versand-Innovation des Freisinger Start-up "nearBees". (Foto: nearBees)

Muss es wirklich der Honig aus dem Supermarkt sein? Honig regional zu kaufen, unterstützt nicht nur die ortsansässigen Imker, sondern sorgt auch für eine reiche Ernte der Landwirte, größere Artenvielfalt und intakte Landschaften. Einen Beitrag dazu leisten möchte auch "Isar-Imker" Norbert Stadler, der seinen Bienenvölkern in den Isarauwäldern im Süden von Freising beste Lebensbedingungen bieten. Die Holzbehausungen kommen aus heimischen, nachhaltig bewirtschafteten und PEFC-zertifizierten Wäldern, das Wachs ist ebenfalls bio-zertifiziert oder gar aus dem eigenen Kreislauf. Das Ergebnis: Nachhaltiger, regionaler, reiner und unverfälschter Qualitätshonig.

Das Freisinger Start-up "nearBees" hat die Honigvermarktung neu gedacht. Die innovative Verpackung ermöglicht einen minimalen Ressourceneinsatz in Kombination mit dem günstigen Briefversand des flachen Honigbeutels. Die dazugehörige Onlineplattform ist mittlerweile deutschlandweit aktiv und eröffnet den regionalen Imkern einen stark vereinfachten Vertriebsweg. Kunden können gezielt nach Imkern in ihrer Nähe suchen und so ­- abgesehen vom Genuss leckeren Honigs - zusätzlich die regionale Flora und Fauna unterstützen.

Infos unter www.isar-imker.de und www.nearbees.de

"Blühende Bänder"

Blühpaten gesucht: Greencity hat zusammen mit der TU München stadtweit über 80 "Blühende Bänder" angelegt, die gepflegt werden müssen. (Foto: Greencity / Katharina Heuberger)

Wie in vielen Städten gibt es auch in München reichlich karge Grünflächen an Straßenrändern. Diese zu "naturnahen Blühflächen" umzuwandeln hat sich der Verein "Green City e.V." zum Ziel gemacht. Im Rahmen des zusammen mit dem Lehrstuhl für Renaturierungsökologie der Technischen Universität München lancierten Projekts "Blühende Bänder" wurden zwischen 2019 und 2022 an die 80 solcher Grünflächen in kleine Bienenparadiese verwandelt. Wer mithelfen will, die nun bestehenden Stellen zu pflegen, zu betreuen und zu mähen, kann sich bei "Green City" als "Blühpat*in" anmelden.

Infos unter www.greencity.de

"Ein Himmel voller Bienen"

Wunderschöne Naturaufnahmen: Der Film "Ein Himmel voller Bienen" ist demnächst wieder beim Flower Power Festival zu sehen. (Foto: Herzfilmproductions)

Die Biene und ihr Schicksal haben auch die Filmemacherin Vanessa Weber von Schmoller bei ihrer Arbeit an "Ein Himmel voller Bienen" umgetrieben. Über das erfolgreiche Volksbegehren "Rettet die Bienen" und dessen Auswirkungen hinaus schlägt die 90-minütige Dokumentation den Bogen vom Artensterben über Wildbienen bis hin zu Experten und jugendliche Bienenaktivisten, die ihren Beitrag zur Rettung des Tieres leisten möchten.

Da ist etwa das Ehepaar Corinna Hölzer und Cornelis Hemmer, das die Initiative "Deutschland summt" ins Leben gerufen hat. Mit ihr wollen sie sowohl Privatpersonen zur Mithilfe beim Bienenschutz ermutigen als auch Einfluss auf das wirtschaftliche und politische System nehmen.

Weber von Schmoller ist nicht nur Macherin, sondern auch Erzählerin des Films - sie spricht immer aus persönlicher Betroffenheit. Diese Perspektive berührt, ohne dass sie sich zu sehr in den Vordergrund drängt: Das Wort gehört größtenteils den Fachleuten und Aktivisten, die die leichte Erzählweise mit einer hohen Informationsdichte anreichern. Die wunderschönen Naturaufnahmen machen den Film darüber hinaus zu einem Augenschmaus. "Ein Himmel voller Bienen" ist das nächste Mal am 8. Juli um 18 Uhr am "Flower Power Festival" im Botanischen Garten München-Nymphenburg zu sehen.

"Ein Himmel voller Bienen", bei www.flowerpowermuc.de

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