Bezirksausschuss startet eigene Aktion:Sehnsüchtig erwartetes Signal

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Heimspiel in Haidhausen: "Coconami", bestehend aus den Wahlmünchnern Nami und Miyaji, bestreitet das Abschlusskonzert der Kulturtage. (Foto: Stefanie Giesder)

Am Samstag beginnen die "Kulturtage Au-Haidhausen". Bis Mitte Oktober treten etwa 100 Künstler aus dem Viertel bei mehr als 50 Veranstaltungen an 20 Orten auf - und alles bei freiem Eintritt

Von Patrik Stäbler, Au/Haidhausen

Wenige Berufsgruppen hat es in der Corona-Krise so schlimm erwischt wie Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffende. Um ihnen unter die Arme zu greifen, haben mehrere Bezirksausschüsse (BA) Förderprogramme mit durchaus stattlichen Budgets ins Leben gerufen. So will der BA Sendling die Auftritte und Ausstellungen von 100 Künstlern aus dem Stadtviertel mit jeweils bis zu 250 Euro fördern. Und für die Aktion "Kunst im Quadrat", die von 1. bis 16. August auf der Theresienwiese läuft, stellen die angrenzenden Bezirksausschüsse Sendling, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt und Schwanthalerhöhe jeder circa 10 000 Euro für Gagen bereit. Gar noch einen Schritt weiter geht der BA Au/Haidhausen. Er hat auf eigene Faust ein umfangreiches Kulturprogramm auf die Beine gestellt, das an diesem Samstag startet und bis Mitte Oktober andauert. Die "Kulturtage Au-Haidhausen" umfassen mehr als 50 Veranstaltungen an 20 Orten mit circa 100 Künstlern aus der Au und Haidhausen - alles bei freiem Eintritt.

"Das Programm kann sich wirklich sehen lassen", findet Hermann Wilhelm, Vorsitzender des BA-Unterausschusses Kultur, der in den vergangenen Wochen "sehr viel Arbeit" in die Organisation gesteckt hat. "Für viele Künstler sind diese Kulturtage auch eine Art Startschuss, dass es jetzt endlich wieder losgeht mit der Kultur."

Dieses Signal lässt sich der BA einiges kosten: Fast 25 000 Euro beträgt das Budget; je Künstler ist dabei laut Wilhelm eine Gage von durchschnittlich 200 bis 250 Euro vorgesehen. Eröffnet werden die Kulturtage an diesem Samstag - und zwar um 15 Uhr am Weißenburgerplatz, wo der Bezirksausschuss in den kommenden Wochen beim "Sommer in der Stadt" eine eigene Bude betreibt. An diesem sogenannten BA-Standl, das Franz Klug federführend betreut, sollen weitere circa 15 Veranstaltungen stattfinden, für die der Bezirksausschuss noch mal 5000 Euro lockermacht.

Alle Termine der Kulturtage sowie des BA-Standls finden sich auf Flyern und Plakaten, die derzeit vielerorts im Stadtviertel ausliegen und verteilt werden. Bei der Auftaktveranstaltung am Weißenburgerplatz wird die Band "Gabandy" mit Gabi Lutter, Thomas Hauser und Andy Lutter bayerische Lieder, Jazz und Evergreens spielen. Danach geht's im August weiter mit diversen Konzerten, Führungen, Lesungen, Film- und Tanzvorführungen. Aber auch zum Mitmachen ist einiges dabei - vom Töpferkurs für Kinder über einen Film-Workshop bis hin zum Gravieren von Glas mit Sandstrahlen. Ein Highlight der Kulturtage ist sicher die Ausstellung "Vor 150 Jahren" im Haidhausen Museum, die am 30. August eröffnet wird und sich unter anderem mit der Geschichte des Franzosenviertels und dem Bau des Ostbahnhofs beschäftigt. Großer Andrang dürfte auch am 18. September im Kim-Kino herrschen, wo der preisgekrönte Graffiti-Film "Wholetrain" im Beisein von Regisseur Florian Gaag gezeigt wird. Und für die Abschlussveranstaltung am 11. Oktober, erneut auf dem Weißenburgerplatz, hat sich die bekannte Band Coconami angekündigt.

Neben den Kulturtagen und dem BA-Standl sind die Au und Haidhausen auch beim "Sommer in der Stadt" prominent vertreten - mit dem Orleansplatz, dem Mariahilfplatz und dem Weißenburgerplatz, wo in den Ferien jeweils mehrere Marktbuden sowie einige Fahrgeschäfte aufgebaut werden. Dass all dies zu einem Überangebot führen und sich gegenseitig Konkurrenz machen könnte, das befürchtet Hermann Wilhelm nicht. "Es sind ja nach wie vor viele Einrichtungen geschlossen oder sie bieten nur ein eingeschränktes Programm an", sagt der Heimatforscher und Autor. "Außerdem glaube ich, dass die Leute nach der langen Corona-Pause gewissermaßen auf Kultur-Entzug sind."

© SZ vom 24.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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