Berufswahl:Für alle, die nicht wissen, was sie werden wollen

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Jung und hipp will das neue Zentrum JiBB sein, das für "Junge Menschen in Bildung und Beruf" steht und bei der Berufswahl helfen soll. (Foto: Florian Peljak)
  • In München gibt es zum ersten Mal ein Zentrum für alle Fragen zur Berufswahl, zu Ausbildung, Studium und Jobs: das JiBB.
  • 2000 Lehrstellen bleiben in München jedes Jahr noch immer unbesetzt.

Von Pia Ratzesberger

Am Ende wird fast jeder auf der Bühne erzählt haben, was er eigentlich einmal werden wollte. Denn niemand macht heute das, was er sich vorstellte.

Der Mann etwa, der sich vor Jahrzehnten eine Karriere als Ölscheich erträumte und mit der Übernahme des elterlichen Metzgerbetriebs haderte, ist Josef Schmid; heute Zweiter Bürgermeister von München. Renata Häublein von der Regionaldirektion Bayern der Bundesarbeitsagentur sah sich als Opernregisseurin, die Vizepräsidentin der Regierung von Oberbayern, Maria Els, war trotz des Studiums der Sozialpädagogik erst mit einem anderen zufrieden: Jura. Das Publikum murrt, vor ihr sitzen wohl einige Sozialpädagogen, denen die Bemerkung missfällt.

Schmid, Häublein und Els plaudern an diesem Nachmittag in der Kapuzinerstraße 30 über ihre Kindheitsträume, weil es in München nun ein Zentrum gibt, das die Entscheidung zwischen Metzger und Regisseur einfacher machen soll: das JiBB, gleich neben dem Biz, dem Berufsinformationszentrum. Letzteres richtet sich an Erwachsene, das JiBB aber berät allein Leute unter 25 Jahren.

Bisher gab es in der Stadt und im Umland keine solche Zentrale, verschiedene Träger boten verschiedene Beratungen an. Nun haben sich die Stadt München, der Landkreis, die Regierung von Oberbayern, das Jobcenter und die Agentur für Arbeit München zusammengetan.

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Schon seit Jahren war im Gespräch einen Ort zu schaffen, der jeden anspricht: den Abiturienten mit dem 1,3-Schnitt, der nicht weiß, ob er in Heidelberg oder Dublin studieren soll. Aber auch den Kellner, der die Schule ohne Abschluss abgebrochen hat und sich nun von Job zu Job hangelt. Im JiBB, kurz für "Junge Menschen in Bildung und Beruf", helfen ein Dutzend Mitarbeiter von dieser Woche an bei der Stellensuche, bei der Berufswahl und allem, was damit verbunden ist; zum Beispiel auch, in dieser vollen Stadt eine Wohnung zu finden.

Jedes Jahr bleiben in München etwa 2000 Lehrstellen unbesetzt, wer eine Ausbildung anstrebt, sucht sich hier mittlerweile oft den Arbeitgeber aus und nicht andersherum.

Die Region rühmt sich gerne mit ihrer starken Wirtschaft, Landrat Christoph Göbel lobt München und sein Umland auch an diesem Nachmittag einmal wieder als die Gegend mit den besten Zukunftsaussichten in Europa. "Doch es gibt eben auch diejenigen, die sich vom Erfolg der Region vielleicht unter Druck gesetzt fühlen." Genau deshalb, folgert Göbel, brauche es einen Ort wie das JiBB, weil es sich in München nun einmal "fast jeder aussuchen könne". Und für was solle man sich dann schon entscheiden.

Eigentlich war einmal angedacht, die neu eingerichteten Büros in der Kapuzinerstraße "Haus der Berufsfindung" zu nennen, aber das schien den Machern letztlich doch zu wenig jugendlich, zu wenig "hipp". Das nämlich will man im JiBB unbedingt sein: Zur Eröffnungsfeier rappt ein junger Typ Zeilen wie "ist schon krass, was man so machen kann". Er spräche einfach "die Sprache der Jugend", sagt der Moderator.

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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