Asylbewerber:400 Flüchtlinge kommen jeden Tag nach München

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  • So viele Asylbewerber wie nie sind in den vergangenen Monaten nach München gekommen: durchschnittlich 400 pro Tag.
  • Im gesamten Juni erreichten mehr als 9000 Flüchtlinge die Stadt.
  • Das Ankunftszentrum in der Baierbrunner Straße platzt deshalb aus allen Nähten. Eine neue Einrichtung im Euro-Industriepark soll bald für Entlastung sorgen.

Von Bernd Kastner, München

So viele Asylbewerber wie noch nie sind im ersten Halbjahr 2015 in München angekommen. Rund 40 600 Flüchtlinge zählte die Regierung von Oberbayern. Das sind etwa 20 Prozent aller Asylsuchenden, die Deutschland erreicht haben. Die Steigerung ist enorm: Im gesamten Vorjahr waren es 32 000 Flüchtlinge.

Zuletzt seien durchschnittlich rund 400 Personen pro Tag in München angekommen, von Mittwoch- bis Donnerstagmorgen seien es sogar 460 gewesen, teilte die Regierung mit, die für die Erstaufnahme zuständig ist. München liegt am Ende der stark frequentierten Fluchtrouten via Italien und Balkan. Allein im Juni erreichten mehr als 9000 Flüchtlinge die Stadt. Um einer Überfüllung der Erstaufnahme vorzubeugen, weist die Regierung derzeit etwa 150 Flüchtlinge pro Woche München direkt zu. Deshalb eröffnet die Stadt auf die Schnelle drei weitere, neue Unterkünfte. In der Zündapp-Halle an der Grafinger Straße, in der Landwehr- und der Tübinger Straße sollen von August an jeweils 200 oder mehr Flüchtlinge einquartiert werden. Die drei Standorte gehören zum Überbrückungsprogramm. Dieses ist notwendig, weil die regulären Gemeinschaftsunterkünfte in festen Gebäuden erst zum Jahresende fertig werden, und die geplanten Container wohl erst im Herbst bezugsfertig sind, heißt es aus dem Sozialreferat. Von den rund 40 000 neu Angekommenen bleibt laut Regierung aber nur etwa die Hälfte für längere Zeit in der Erstaufnahmeeinrichtung in München. Das sind jene, für deren Herkunftsland die Münchner Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zuständig ist. Die übrigen werden weitergeschickt, entweder in andere Regierungsbezirke oder andere Bundesländer. Wer in München aus dem Zug steigt oder von der Polizei aufgegriffen wird, wird zunächst in das Ankunftszentrum gelotst, um sich dort registrieren zu lassen. Noch befindet sich dieses Zentrum in der Baierbrunner Straße. Dort herrscht drangvolle Enge, Asylhelfer kritisieren seit Langem die Zustände in dem für diesen Andrang nicht ausgelegten Haus.

Neues Ankunftszentrum geplant

Noch in diesem Monat will die Regierung im Euro-Industriepark ein neues Ankunftszentrum eröffnen mit einer Kapazität von 350 Personen pro Tag. Dort sollen die Flüchtlinge maximal 24 Stunden bleiben, ehe sie in die Erstaufnahme weitergeschickt werden.

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In diesem Jahr muss sich die Stadt vermutlich um 10 000 jugendliche Flüchtlinge kümmern - viermal so viele wie im vergangenen. Deshalb sucht das Sozialreferat händeringend nach Räumen und Personal.

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In der Münchner Erstaufnahme leben derzeit gut 4000 Flüchtlinge, davon 1315 in der Bayernkaserne, deren Obergrenze bei 1200 liegt. Die "vorübergehende Überschreitung" sei laut Regierung mit dem Rathaus abgesprochen. Zur Zentrale in der Freimanner Bayernkaserne gehören zahlreiche Dependancen und Not-Unterkünfte. Nach einigen Wochen in der Erstaufnahme ziehen die Asylbewerber in der Regel in staatliche Gemeinschaftsunterkünfte der Regierung um, wo derzeit etwa 3100 Menschen leben. Dazu betreiben die Landkreise und Städte noch etwa 1000 sogenannte dezentrale Unterkünfte mit etwa 15 600 Flüchtlingen. Bayern muss in diesem Jahr voraussichtlich etwa 70 000 Flüchtlinge unterbringen, jeder Dritte soll in Oberbayern bleiben.

In den letzten Tagen hat die Regierung den Notfallplan für die Landkreise Freising und Miesbach aktiviert, wo Hunderte Plätze in Turnhallen bereitgestellt werden. Insgesamt leben 740 Flüchtlinge in solchen Notlagern. Regierungspräsident Christoph Hillenbrand dankte allen Behörden, Organisationen und ehrenamtlichen Helfern: "Wir ziehen alle an einem Strang, um die gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Asylbewerber human und schnell unterzubringen und zu versorgen, solidarisch zu erfüllen."

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Auf einer Schotterfläche im Euroindustriepark errichtet die Regierung von Oberbayern eine zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber. Die Anwohner werden in dieser Woche über die Details informiert

Von Stefan Mühleisen
© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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