Porträt:Comeback mit Liebeserklärung

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"Münchner Freiheit '22" heißt das neue Programm von Astrid Hofmann. (Foto: Christine Halbig)

Musikkabarettistin, Lehrerin, Chansonsängerin: Lange ist Astrid Hofmann der Bühne ferngeblieben, nun kehrt sie zurück.

Von Oliver Hochkeppel, München

Auf ihre Premiere in der Lach- und Schießgesellschaft hat Astrid Hofmann lange warten müssen. Erst wegen Corona, dann, weil die Umbau-Arbeiten im Haus sich hinzogen und die ursprünglich im April angesetzte Premiere verhinderten. Aber eigentlich schon seit vielen Jahren. "Ich habe zwei Kinder großgezogen, alles andere ist da in den Hintergrund getreten. Aber jetzt lege ich wieder los", erklärt sie. Bei der "alten" Lach- und Schießgesellschaft hätte sie vielleicht ohnehin nicht so recht ins Raster gepasst: Hofmanns Basis ist die Musik. Sie studierte Klavier und Schulmusik und arbeitete dann - bis heute - als Musiklehrerin. Und so war sie auch die erste Klavierlehrerin ihres kleinen Bruders, den die meisten kennen werden: Es ist André Hartmann, der Musikkabarettist, Conférencier und Parodist, unter anderem als Schröder- und Ude-Double am Nockherberg.

Die Vorbildrolle der Schwester reicht bis in den Beruf, verschafft sich doch auch Hartmann die existentielle Sicherheit als Musiklehrer. Und auch bei Astrid Hofmann liefen immer Projekte nebenher, anfangs konzentrierte sie sich auf das rare Fach des deutschsprachigen Chanson. Drei Alben entstanden zwischen 2000 und 2008, mit an Bord war damals auch der dann tragisch verunglückte und an den Unfallfolgen gestorbene Gitarrist und Quadro Nuevo-Mitgründer Robert Wolf. Es folgte eine erste lange Baby-Pause, bis sie mit etwas ganz anderem zurückkam, etwas das einige noch am ehesten mit ihrem Namen verbinden könnten: "Mostly Mozart". Die Idee, dem vom Genie-Kult überdeckten und von viel Zucker überkleisterten Komponisten und Menschen ein zweites Leben im Hier und Heute zu verschaffen, setzte sie Mitte des vergangenen Jahrzehnts auf mehreren Ebenen erfolgreich um: im gleichnamigen Trio mit Bertram Liebmann am Bass und ihrem Sohn Jonas Hofmann am Schlagzeug, das Mozart in eigenen Arrangements verjazzte. Und als Stück mit dem Untertitel "Mozarts geheimes Tagebuch".

"In den letzten Jahren lag der Fokus auf dem Theater, jetzt kehre ich zu meinen Ursprüngen zurück", sagt Hofmann. So ist "Münchner Freiheit '22" wieder ein Chanson-Programm, das sie in der Lach- und Schießgesellschaft präsentiert. "Eine Liebeserklärung an unsere Stadt, mit ihrer Schönheit wie mit ihren Schattenseiten", wie sie erklärt. So geht es in Songs wie "Im Englischen Garten", "Heimatland" oder "So soll es sein" um die Lebenslust in dieser Stadt, um die kleinen Freuden, aber auch um den Verkehrswahnsinn oder die Bauwut. Gebündelt und zusammengebracht ist das im Titelstück "Münchner Freiheit", einer veritablen Stadthymne gegen das Hamsterrad, in dem wir alle strampeln.

Klassische Chansons sind das, die alle Qualitätskriterien erfüllen: Musikalisch sauber in Form gebracht, gesanglich in auch mal in Sprechgesang übergehender Couplet-Tradition, sprachlich auch noch im leicht bayerischen Tonfall kultiviert und nach alter Schule gereimt (um das sich zum Beispiel arg viele Comedians heute leider kaum noch kümmern) und mit einem sanften, beiläufigen, oft hintergründigen Humor; inhaltlich eher impressionistisch als analytisch, insgesamt etwas für Genießer, nichts für Freunde von Schenkelklopfern oder Bösartigkeiten. Gerne schlägt Hofmann dabei lange Bögen. "Das ist etwas, was ich immer an ihr bewundert habe und was sie viel besser kann als ich: ein Thema so auszuarbeiten, durchzuziehen und in den großen Zusammenhang zu stellen", sagt immerhin ihr Bruder. Es ist also alles bereitet für ein erfolgreiches Comeback.

Astrid Hofmann, Fr., 23. Sept., 20 Uhr, Lach- und Schießgesellschaft, Ursulastr. 9

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