TSV 1860:Zurück in die Grünwalder Heimat

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Das Grünwalder Stadion in Giesing: Die Stadt kann sich hier sogar Zweitligaspiele vorstellen. (Foto: Claus Cremer)
  • Der TSV 1860 könnte ins Grünwalder Stadion zurückkehren.
  • Die Stadt prüft im Moment, unter welchen Umständen dies möglich wäre.
  • Einen Ausbau müsste der Verein jedoch vermutlich selbst zahlen.

Von Martin Bernstein und Dominik Hutter

Die Stadt bereitet sich auf eine Rückkehr des TSV 1860 ins Stadion an der Grünwalder Straße vor. "Ich würde mich freuen, wenn die Löwen auf Giesings Höhen eine Heimat finden", erklärte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der davon ausgeht, dass die Umzugsfrage auch bei einem Verbleib in der zweiten Bundesliga auf die Tagesordnung kommt. Aus wirtschaftlichen Gründen - die Allianz-Arena sei für den Verein wohl schlicht zu teuer. Eine von Sportbürgermeisterin Christine Strobl (SPD) initiierte Arbeitsgruppe prüft bereits, welche Folgen ein solcher Schritt hätte. Das Giesinger Stadion ist allerdings nur für die dritte Liga und für 12 500 Zuschauer zugelassen.

Eigentlich ist das Stadion jedoch deutlich größer. Derzeit sind Teile der maroden Zuschauerränge gesperrt, darunter auch die für Löwen-Fans bedeutsame Westtribüne. Einst drängelten sich mehr als 58 000 Fans in der Stadion - die Rekordzahl von 1948 ist allerdings aufgrund der heutigen Sicherheitsbestimmungen völlig utopisch. Aber 18 000 Fans hält Markus Drees, der Vorsitzende der Freunde des Sechzger-Stadions, für möglich. Bei einer Einbeziehung von Block J könnten es auch 20 000 bis 21 000 sein. Strobl ist da zurückhaltender: "Aus meiner Sicht liegt das Maximum bei 15 000".

SPD will Sanierung der Westkurve prüfen lassen

Die Rathaus-SPD hat am Freitag schon einmal eine Prüfung beantragt, was die Sanierung der Westkurve kosten würde. "Ganze Blocks leerstehen zu lassen, scheint uns auf Dauer keine Lösung", erklärt Sportsprecherin Verena Dietl. Ob die erste Mannschaft der Löwen nach Giesing zurückkehrt, hält die Stadträtin dabei nicht einmal für die entscheidende Frage. "Es geht ganz klar auch um die Atmosphäre." Leere Ränge seien da nicht gerade förderlich. Aktuell tragen an der Grünwalder Straße die Amateurmannschaften des TSV 1860 und von Bayern München ihre Viertligaspiele aus. Aber auch die Profi-Frauen der Bayern kicken auf Giesinger Grün.

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Die legendäre Anzeigetafel ist noch da: Nach eineinhalbjähriger Sanierung ist das Grünwalder Stadion wieder bereit für den Spielbetrieb. Das Baudenkmal ist jetzt für 10.500 Zuschauer zugelassen aber nicht mehr bundesligatauglich, wie beim Rundgang deutlich wird.

Von Dominik Hutter

Ausbau müsste TSV 1860 vermutlich selbst zahlen

Mit der Einschätzung, schon der Status quo rechtfertige einen Ausbau, steht Dietl ziemlich alleine da. Weder Reiter noch Strobl oder Drees halten zusätzliche Plätze für erforderlich, wenn die erste Löwen-Mannschaft in Fröttmaning bleibt. Es sei "logisch", dass nur der Umzug der Profis Investitionen ins Grünwalder Stadion rechtfertigen würde, betont CSU-Stadtrat Mario Schmidbauer.

Allerdings müsste der Verein dafür dann wohl selbst aufkommen. "Wir können nicht über Steuergelder den Profifußball finanzieren", sagt Reiter. Zudem gebe es in Giesing "limitierende Faktoren", der Oberbürgermeister warnt daher vor verfrühter Umzugseuphorie. Erst müssten neben den Kosten auch die Sicherheitsfragen geklärt sein. Ohnehin ist der Prüfungsantrag der SPD noch nicht vom Stadtrat beschlossen. CSU-Sportsprecherin Kristina Frank findet aber, dass im Prinzip nichts dagegen spricht. Auch wenn, wie sie glaubt, die Löwen keinesfalls abstiegen.

Zur Zeit kommen nur wenige Besucher ins Stadion

Klar ist: Derzeit ist das Grünwalder Stadion zwar gut genutzt - aber nur sehr selten ausverkauft. Abseits der berüchtigten Derbys zwischen Bayern und Löwen verlieren sich mal 1000, mal 1200 Fans auf den Rängen, berichtet Drees. Auch der Zuschauerschnitt der ersten Mannschaft in der Allianz-Arena liegt inzwischen unter 20 000. Allerdings ist unklar, welche Auswirkungen ein Umzug auf die Zuschauerzahlen haben könnte. Laut Drees gibt es rund 5000 Löwen-Fans, die die Allianz-Arena boykottieren, im Grünwalder aber wohl wieder dabei wären. Andererseits macht ein Abstieg eine Mannschaft zumeist nicht attraktiver.

Es wird also schwierig, vorherzusagen, welche Kapazität sinnvoll ist. Strobl weist ausdrücklich darauf hin, dass bisher nicht geklärt ist, ob in Giesing auch Zweitligaspiele stattfinden können. Die Sicherheitsauflagen seien dann vermutlich deutlich rigider als beim jetzigen Drittligastandard. Den Aufwand, die Westtribüne herzurichten, hält die Bürgermeisterin für überschaubar. Das werde "kein riesengroßer Umbau".

Im Polizeipräsidium hält man sich mit einer Bewertung zurück. Zunächst einmal müsse die Arbeitsgruppe den Antrag prüfen, sagte Sprecher Thomas Baumann. Dabei gehe es um baurechtliche Fragen, um Fluchtwege und um das sogenannte Crowd-Management im Fall einer Panik einer großen Menschenmenge. Die grundsätzliche Haltung der Polizei zum Grünwalder Stadion ist seit langem unverändert: Nicht in erster Linie die Stadionkapazität oder gar die Spielklasse sind das eigentliche Problem, sondern das unter Sicherheitsaspekten hochproblematische Umfeld der Sportstätte mitten in der Stadt an einer viel befahrenen Kreuzung.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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