Architektur:So könnte der neue Gasteig aussehen

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Mehr Transparenz erreicht der Entwurf durch einen Kniff: Vor den Baukörper wird Glas gesetzt - wo, das zeigt die Aufsicht von der Rosenheimer Straße aus. (Foto: Architektur Henn / Visualisierungen MIR)

Eine gläserne Bühne, ein Lerngarten und ein Amphitheater: Der Entwurf des Büros Henn sieht einige Neuerungen vor.

Von Susanne Hermanski

Die gläserne Bühne

Zentrale Idee von Gunter Henns Konzept für den Gasteig-Umbau ist der gläserne Anbau, den der Architekt selbst "Kulturbühne" nennt. Gut sehen kann man sie in der Visualisierung, die den nächtlichen Gasteig in seiner langen Achse entlang der Rosenheimer Straße zeigt. Die Kulturbühne besteht aus einem Glaskörper, der über drei Stockwerke von West nach Ost "durchgesteckt" wird, und die Philharmonie mit dem Bibliothekstrakt verbindet. Wer sich von der Isar oder über die Rosenheimer Straße nähert, sieht ihn weithin. Der Anbau nimmt die Idee der Glashalle des ursprünglichen Gasteig auf und setzt sie fort. Auf der oberen Ebene, die geöffnet bleibt, lässt sich ein Garten anlegen.

Der Lerngarten

Der in luftiger Höhe entstehende Garten kommt nicht nur dem gestiegenen Bedürfnis der Münchner nach, wann immer es geht, an Sonne und frische Luft zu treten - etwa in der Konzertpause oder zum Schmökern im Buch aus der Bibliothek. Von diesem Garten aus, der den Arbeitstitel "Lerngarten" trägt, kann der Besucher auch von der einen Institution des Gasteig zur anderen wechseln. Und dies ohne immerzu durch lange, bislang zum Teil finstere Flure laufen zu müssen. Auch auf den Etagen darunter soll bewusst mehr Kontakt zwischen den verschiedenen Institutionen des Gasteigs wie Volkshochschule (VHS), Musikhochschule und Bibliothek stattfinden können.

Das Amphitheater

Eine enorme Veränderung soll der bisher tagsüber geschlossene Foyerbereich der Philharmonie erfahren. Vor allem soll ihn eine eigene Bühne deutlich beleben. Dort wäre möglich, wofür es im großen Gasteig bislang keinen geeigneten Ort gibt: Einführungsgespräche zu den Konzerten der Philharmoniker etwa, in Zeiten des wachsenden Bewusstseins für die zentrale Bedeutung der Kulturvermittlung unhaltbar. Zudem könnten sich tagsüber Schüler und Laien auf dieser Bühne präsentieren. Wie auf den Simulationen zu sehen ist, würden die Zuschauer nicht nur den Musiker oder andere Vortragende auf der Bühne sehen, sondern auch Stadt und Isar in ihrer Betriebsamkeit. Auf den Bildern erkennbar ist auch, wie und wo die Zuschauer sitzen könnten - unterhalb der aufsteigenden Stuhlreihen der Philharmonie.

Das Foyer hat den Charakter eines Mini-Amphitheaters. (Foto: Architektur Henn / Visualisierungen MIR)

Das Restaurant

Wer einmal auf dem Dach des Gasteig gestanden hat, der weiß, dass vom Isarhochufer aus keine schönere Aussicht über München existiert. Vergleichbares gibt es nur vom Maximilianeum aus. Bloß gehen dort nicht täglich Tausende Bürger ein und aus. Henns Entwurf setzt aufs Dach des Gasteig deshalb ein Restaurant, das einen weiten Panoramablick eröffnet. Die Konkurrenz hatte sehr viel schmalere und recht emotionslose Lösungen angeboten.

Die Künstlereinkehr

Viele Details an Henns Entwurf sind freilich noch Verhandlungssache. Auch die kleine Bar, die sich die Philharmoniker gewünscht hatten. Henn hat sie auf der Rückseite des Gasteig platziert.

Der Eingang

Eine Schwäche des jetzigen Gasteig ist seine Eingangssituation, weil die ursprünglichen Planer die Bedeutung des S-Bahnhofs Rosenheimer Platz für seine Besucher unterschätzten. Heute kommen 90 Prozent auf diesem Weg. Eine Drehtür, die zunächst am vermeintlichen Hintereingang installiert war, wurde später auch noch demontiert. Henn plant aber nicht nur eine neue Eingangshalle. Damit der Vorplatz im Osten, Richtung Gema und Hilton Hotel, abends attraktiver werden kann, setzt er einen hell erleuchtbaren Vortragssaal für die VHS auf diese Gebäudeseite.

Die Fassade glitzert bei Nacht. (Foto: Architektur Henn / Visualisierungen MIR)

Die Fassade

Auf der nächtlichen Ansicht ist in der Fassade an mehreren Stellen ein Glitzern zu sehen. Henn sieht vor, dass die neuen Teile der Backsteinfassade mit Unterbrechungen versehen werden, die von hinten beleuchtet werden können, und so vor allem nachts den Bollwerk-Charakter aufbrechen - mit ein bisschen Glamour.

Die Zufahrt

Der nächtliche Abtransport von Instrumenten nach Konzerten und anderen Aufbauten von Gastspielen hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Ärger mit den Anwohnern der Kellerstraße geführt. Dieses Problem konnten Henns Konkurrenten bei ihren Entwürfen zum Teil nicht lösen. Henn hat eine Untertunnelung vorgeschlagen, die es möglich macht, die Lastwagen nachts über die Rosenheimer Straße abfahren zu lassen.

© SZ vom 30.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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