SZ-Serie: Pixelhelden:Unterwegs im Bilderbuch

Lesezeit: 3 min

Zwuggel-Mädchen Elfina rudert dem Schatz der Piraten-Katz entgegen. (Foto: Stefan Leuchtenberg)

Vorschulkinder gehen mit den "Zwuggels" interaktiv auf Abenteuerreise.

Von Barbara Hordych, Augsburg

Die Zwuggels sind gutmütige kleine Wesen, die ein bisschen wie Wichtel aussehen und deren hervorstechendste Charaktereigenschaft ihre Hilfsbereitschaft ist. Deshalb zögern die Zwuggel-Kinder Elfina und Olfred auch nicht, als sie während einer Urlaubsreise in einer tropischen Meeresbucht eine Flaschenpost entdecken, die den Hilferuf des Schatzsuchers Leo enthält. Das digitale Abenteuer "Die Zwuggels - Reise ans Meer" für Vorschulkinder der Augsburger Spiele-Firma "Ploosh" wird in kurzen Reimen erzählt, die in Textform auf dem Bildschirm erscheinen. Frühleser können diese selbst lesen, alle anderen benötigen die Hilfe von älteren Vorlesern. Die Kinder begleiten die Zwuggels dabei, wie sie den jungen Kater Nico kennenlernen, den schiffbrüchigen Abenteurer Leo von einer einsamen Insel retten und am Ende den gesuchten Schatz heben. Zahlreiche "Touch und Drag" - Spiele, in denen Gegenstände mit dem Finger berührt und an die richtige Stelle geführt werden müssen, führen die in 36 Mini-Episoden erzählte Geschichten-App fort.

"Im Gegensatz zu vielen Kinderbuch-Apps haben wir die Zwuggels von Anfang an als interaktives Abenteuer geplant. Mini-Spiele und Interaktionen sind nicht nur nettes Beiwerk, sondern sie wurden nahtlos in die Geschichte integriert", sagt Stefan Leuchtenberg, der 2014 mit Johannes Krämer die Augsburger Spielefirma "Ploosh" gründete, bei der er für kreative Leitung, Illustration, und Animation zuständig ist. Die Vorschulkinder helfen den Zwuggels also beim Kofferpacken, schmieren Sandwiches als Reiseproviant, ziehen ihnen Badesachen an, bauen eine Sandburg, reparieren ein Ruderboot, tauchen zu einem Schiffswrack und öffnen am Ende sogar die Schatzkiste. Kein "Ruhigstellspiel", sagt Leuchtenberg", sondern ein "digitales Bilderbuch zum Anfassen", bei dem im Idealfall Eltern und Großeltern jeden Tag ein oder zwei Kapitel zusammen mit ihren Kindern lesen und gemeinsam mit ihnen das dazugehörige Spiel meistern - und sich auf die Fortsetzung freuen.

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Diese Idee eines "digitalen Betthupferls" haben die Spiele-Entwickler von ihrer "Wichtel-Adventskalender"-App für Kinder übernommen, dem mit fünf Millionen Downloads sehr erfolgreichen ersten Spiel von Ploosh aus dem Jahr 2014. "Die Zwuggels" sind das vierte Spiel des unabhängigen Entwickler-Teams, das sich auf die Konzeption und die Umsetzung hochwertiger Apps für Kinder spezialisiert hat. Es wurde 2016 mit dem pädagogischen Interaktiv-Preis prämiert und erhielt die Auszeichnung "Giga Maus 2017" als bestes multimediales E-Book. Die Konzeption des Spiels wurde durch die bayerische Computerspielförderung (FFF Bayern) mit 20 000 Euro gefördert, welche die Herstellung pädagogisch wertvoller Spiele unterstützt. Wichtig dabei: Die App enthält keine Werbung.

Womit man laut Leuchtenberg bei dem heiklen Thema der "Monetarisierung" für kleine, unabhängige Entwickler von interaktiven Kindermedien angelangt wäre. Die Entwicklungskosten für die "Zwuggels" beispielsweise lagen deutlich über 100 000 Euro. Aufgrund des Kinder- und Datenschutzgesetzes ist es nicht möglich, das mit Werbung gegenzurechnen. "Aber 2,99 Euro zu verlangen für eine App ist wiederum schwer, wenn es große Firmen wie Disney gibt, die ihre Apps kostenlos anbieten und ihren Content verschenken", sagt Leuchtenberg. Dementsprechend schwer sei es, mit Apps für Kinder Geld zu verdienen. Weshalb Ploosh momentan nicht an einer Fortsetzung des Zwuggel-Abenteuers arbeite, "obwohl sich das eigentlich anbieten würde", so Leuchtenberg.

Elfina ist eine der vielen Figuren, die Illustrator Stefan Leuchtenberg von "Ploosh" designt hat. (Foto: Stefan Leuchtenberg)

Doch brauchen kleine Kinder eigentlich Spiele-Apps? Da gehen die Meinungen der Medienpädagogen auseinander. Fest steht nur, dass bereits viele Zwei- bis Fünfjährige auf den Tablets und Smartphones ihrer Eltern spielen. Wo positioniert sich in dieser Diskussion Leuchtenberg, der selbst Vater von Töchtern im Alter von fünf und sieben Jahren ist? "Auf die Dosierung kommt es an - zehn Minuten in der Woche reichen, finde ich", sagt er.

Freilich gäbe es Situationen wie im Wartezimmer beim Arzt oder bei einer langen Autofahrt, bei denen Spiele-Apps eine schöne Möglichkeit sein könnten, den Nachwuchs zu beschäftigen. "Aber das sollte man nicht überstrapazieren. Von meinem Bauchgefühl her würde ich sagen, iPads braucht es in der Grundschule nicht. Gerade weil ich auch mitbekomme, welche Anziehungskraft sie auf die Kinder ausüben. Und es ist keine Medienkompetenz, mit dem Finger über das iPad wischen zu können, das kann, grob gesagt, jeder Trottel."

© SZ vom 21.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: