Maxvorstadt:Stadt plant grüne Welle für Radfahrer

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  • Im Herbst soll es in München die erste grüne Welle für Radfahrer geben.
  • Pilotstrecke wird die Schellingstraße sein. Das Straßenraster in der Maxvorstadt eignet sich besonders gut für das Projekt.

Von Dominik Hutter, München

In Kopenhagen und Berlin gibt es sie bereits, in München soll sie im Herbst Premiere feiern: die grüne Welle für Radfahrer. Als Pilotstrecke hat das Kreisverwaltungsreferat die Schellingstraße ausgesucht, von der Amalien- bis zur Luisenstraße. Der Plan: Wer gemütlich mit Tempo 18 bis 20 - die genaue Geschwindigkeit steht noch nicht fest - durch den schnurgeraden Straßenzug strampelt, hat an fünf aufeinanderfolgenden Kreuzungen Grün-Garantie.

Für Autofahrer, daraus macht das Kreisverwaltungsreferat keinen Hehl, kann das durchaus nervig werden - es sei denn, es herrscht so viel Verkehr, dass sie ohnehin nur langsam vorankommen. "Es geht um eine klare Bevorzugung", berichtet Norbert Bieling, der Leiter der Verkehrsabteilung. Das Tempo von Autos und Fahrrädern passe normalerweise nicht zusammen.

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Bald sperrt die Stadt die Sendlinger Straße komplett - erst einmal auf Probe. Als Nächstes dürfte der Max-Joseph-Platz an der Reihe sein.

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Unklar ist noch, in welchem Ausmaß auch die Trambahn leiden muss, die in der Barer Straße das neue Radlparadies kreuzt. Die dort rollenden Züge haben eine eigene grüne Welle, die automatisch beim Annähern an eine Kreuzung aktiviert wird.

Dass der von der SPD initiierte Versuch in der Schellingstraße stattfindet, ist kein Zufall. Das regelmäßige, an US-Städte erinnernde Straßenraster der Maxvorstadt erlaubt eine grüne Welle in beiden Fahrtrichtungen. Normalerweise müssen sich Verkehrsplaner in den unregelmäßig gewachsenen europäischen Städten für eine Richtung entscheiden. Die Kreuzungen der Schellingstraße aber folgen ziemlich exakt im 200-Meter-Abstand aufeinander.

Radfahrer finden sich oft vor roten Ampeln wieder

Ein weiteres Argument für die Schellingstraße lieferte die Technische Universität, die an der Kreuzung zur Türkenstraße ein Forschungsprojekt plant. Falls der Bund Fördergelder zusagt, könnten künftig Detektoren in der Fahrbahn Radfahrerpulks erkennen und automatisch Grünlicht auslösen. Dazu käme ein Countdown-Zähler, der die verbleibende Grünzeit anzeigt.

Das passt gut zu den Grüne-Welle-Plänen der Stadt, findet das KVR. Die grüne Welle für Radfahrer ist seit Langem ein fester Posten im Forderungskatalog der Velo-Lobby. Der Bund Naturschutz hat vor zwei Jahren untersucht, wie oft sich Radfahrer vor roten Ampeln wiederfinden - und kam zu einem verheerenden Ergebnis.

In der Lindwurm- und Plinganserstraße mussten die Probanden praktisch an jeder Ampel halten, auf dem Weg vom Fasangarten zum Isartor zeigten im Schnitt zehn von zwölf Ampeln Rot. Hintergrund ist nicht zuletzt, dass die Schaltzeiten auf Autofahrer ausgelegt sind.

Grüne Wellen zählen aber nicht nur zu den meistgeforderten, sondern auch zu den kniffligsten Projekten in der Verkehrspolitik. Sie funktionieren nur, wenn der Verkehr ganz gleichmäßig fließt. Jeder Linksabbieger, jeder Langsamfahrer und jeder Parker in zweiter Reihe kann das System aus dem Takt bringen. Probleme bereiten den Planern auch viel befahrene Querstraßen, in denen oft eine konkurrierende grüne Welle geschaltet ist, sowie die mit viel Geld beschleunigten Tram- und Buslinien.

© SZ vom 19.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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