Weinhaus Neuner:Das älteste Weinhaus der Stadt wird wieder jung

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Die Sonntags-Spezialität des Hauses: Ganze Ente in zwei Gängen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Das "Weinhaus Neuner" überzeugt unter neuer Führung mit seiner Küche und der Auswahl der Weine. Allerdings - wer Hunger hat, braucht mehr als einen Gang. Und muss sich mitunter auf Wartezeit einstellen.

Von Pep Rooney

Ordentliche bis ziemlich gute Restaurants, in denen die bayerische Küche gepflegt wird, findet man in der Innenstadt eine ganze Reihe. Wer bereit ist, ein bisschen mehr Geld auszugeben, liegt im Prinzip nur selten verkehrt - und auch das Weinhaus Neuner ist so ein Lokal, in dem das Traditionelle auf gutem Niveau gepflegt wird.

Seit 1852 ist das Haus im Besitz der Familie Neuner. Und vor einem halben Jahr haben neue Pächter das Lokal übernommen, optisch auf Vordermann gebracht und auch kulinarisch neue Akzente gesetzt. Die drei Betreiber sind in der Münchner Gastronomie keine Neulinge: Sternekoch Johann Rappenglück und Fabrice Kieffer vom Restaurant Les Deux und Moritz Haake von der Burger & Lobster Bank haben sich zusammengetan, um den guten Ruf des Weinhauses auch weiterhin zu verteidigen.

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Auch unter neuer Leitung steht die traditionelle bayerische Küche im Mittelpunkt - aber gern mit geschmacklicher Überraschung. Und wer noch kein Weinkenner ist, kann hier schnell zu einem werden.

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Das ging mit einer Verjüngung einher: Im Eingangsbereich ist jetzt eine Art Schwemme, in der man sich auch einfach so an Stehtischen ein Achterl Wein oder ein Augustiner Helles gönnen kann. Und mit einem neuen Stüberl hat das Team die bisherigen Kapazitäten des Weinhauses ebenfalls erweitert. Nun ist das Weinhaus seit Mitte August nach einem halben Jahr Umbau wieder geöffnet. Und das Publikum nimmt das neue Erscheinungsbild gut an - Reservieren schadet nicht, auch wenn sich der Service bemüht, spontane Gäste unterzubringen.

Ja, der Service: Das vom Restaurantleiter Rene Pfaller angeleitete Team ist jung, lässig, überaus freundlich und auf Zack. Wer sich in dem Weinhaus nur ein Bier bestellt, wird nicht schief angeschaut, und wer sich mit Wein nicht sonderlich gut auskennt, wird geduldig beraten und darf auch mal einen Schluck probieren. Hier fühlt man sich wohl als Gast, man muss eben nur vorher wissen, dass ein Abend im Neuner kein billiges Vergnügen wird, wenn man sich nicht bremst. Ab 7,50 Euro gibt es offene Weine, die aus der Magnum-Flasche ausgeschenkt werden und überwiegend aus Deutschland und Österreich stammen. Insgesamt gibt es im Weinhaus - das darf man dort auch erwarten - eine Auswahl aus etwa 200 Weinen.

Dazu bekommt man auch ein gutes Essen, das aber in manchen Fällen nicht ohne ein einschränkendes "Aber" auskommt. Der Klassiker etwa, den sie eigens auf die Karte genommen haben, ist so ein Fall. Für 23 Euro kommt in einem Töpfchen das Münchner Hühnerfrikassee auf den Tisch, mir einer ansehnlichen Blätterteighaube. Wer diese Haube mit dem Löffel durchsticht, dem zieht eine feine Trüffelnote in die Nase: Doch beim ersten Besuch war vor allem Soße im Topf, kaum Fleisch, ein Manko, das bei der Wiederholung nicht mehr gegeben war. Eine kleine Schlamperei, bei dem Preis aber eine ärgerliche.

Überraschende Gestaltung der Klassiker

Nichts auszusetzen gab es beim Wiener Schnitzel (25), dessen zartes Fleisch von einer fluffigen Panade umgeben war. Als Begleitung gab es eine süß-scharfe Preißelbeer-Meerrettich-Sahne. Die haben wir gleich in unsere private Rezeptsammlung übernommen, man lernt ja auch gerne dazu. Auch den butterweichen Tafelspitz (21) mit Apfel-Meerrettich-Spinat und Wurzelgemüse dürfte man zu Hause so nur schwer nachkochen können. Küchenchef Benjamin Kunz weiß offensichtlich, wie man solche altbekannten Gerichte auch überraschend gestalten kann.

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Die Köche verstehen ihr Handwerk: Die Rinderlende (27) war rosig und weich, der pochierte Waller (28) vielleicht ein bisschen zu weich, aber gerade noch gut. Und auch die Vorspeisen waren weitestgehend ein Vergnügen: Das Rindertatar vom bayerischen Jungbullen (18) mit Wachtelei, Röstbrot und Wintertrüffel überzeugte mit seiner feinen Würze, die Entenrillette (18) kam mit einem kleinen Brioche und Brombeersoße, was von der Konsistenz sowie geschmacklich perfekt harmonierte.

Und weil es halt dieser Tage so Usus geworden ist, gibt es auch den peruanischen Klassiker Ceviche (in Limettensaft marinierter roher Fisch) auf der Karte, hier als bayerische Ceviche ausgewiesen, unter anderem mit Radieserl (15). Ein erfrischendes Sommergericht, das wir aber auch im Winter gerne genossen, uns aber schon mal für die nächste Biergartensaison vormerken.

Bei den Desserts ist noch Luft nach oben

Raffinierter hätten vielleicht die Nachspeisen ausfallen können: Lebkuchenmousse etwa (11) mit kleinen Baiser-Stückchen oder der Schokokuchen (11) mit Himbeeren und Rum-Rosinen-Eis, die zwar saisonal gut in den Winter passten, aber nicht mehr als eine nette Abrundung des Menüs waren. Beim Kaiserschmarrn (11) dagegen war sich die Runde einig, dass er so luftig leicht gehört.

Wer ins Weinhaus Neuner essen geht, macht also auch hier nichts falsch. Nur sollte man darauf vorbereitet sein, dass bei mittlerem bis größerem Hunger schon drei Gänge nötig sind. Und was bei unserem zweiten Besuch leider passierte, ist eigentlich der Supergau für ein Restaurant, das sich ein gehobenes Niveau auf die Fahnen geschrieben hat. Eine Dreiviertelstunde Wartezeit zwischen zwei Gängen ist an sich unzumutbar.

Dafür konnten die freundlichen Kellner überhaupt nichts, die lieber bedient hätten, als nur herumzustehen und sich dem Unmut mancher Gäste auszusetzen. Immerhin gab es einen Espresso aufs Haus, aber den hätten wir gerne selber bezahlt, statt hungrig aufs Hauptgericht hinzufiebern. Auch wenn der Laden an diesem Abend voll war: Hier gilt es noch nachzujustieren.

© SZ vom 22.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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