Brunnthal:Mann meldet Fund von Mondkapsel

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Die Crew vor dem Start der Kapsel mit Heliumballon und Kapsel (von links): Kurt Scheurer (abgewandt), den Unterstützern Lars Schubert und Hajo Libor sowie Ulrich Krzyminski. (Foto: privat/oh)

Genau 50 Jahre nach der ersten Mondlandung entdeckt ein Mann einen abgestürzten Gegenstand und alarmiert die Polizei. Zumindest indirekt hat die Kapsel mit der Apollo-11-Mission zu tun.

Von Julian Hans, Brunnthal

50 Jahre Mondlandung
:Starnberger Apollo-Mission

Knapp 40 Kilometer hoch in die Stratosphäre soll die nachgebaute Mondkapsel fliegen, die eine Starnberger Familie am Samstag an einem Heliumballon steigen lässt - und die irgendwo in der Region wieder aufsetzen wird.

Von Carolin Fries

Der Mann, der am Samstagabend kurz nach 21 Uhr bei der Einsatzzentrale der Polizei anrief, war überzeugt, einen sensationellen Fund gemacht zu haben: Auf einer Wiese in der Nähe seiner Wohnung in Otterloh sei gerade ein Gegenstand zu Boden gegangen, der seiner Überzeugung nach von der Apollo-11-Mission stammen musste. Und das ausgerechnet jetzt, fast auf den Tag genau 50 Jahre nach der ersten bemannten Mondlandung. Einwände der Polizistin, ob es sich vielleicht um eine Drohne handeln könnte, ließ der Anrufer nicht gelten. Er beschrieb den Gegenstand als einen Apparat in Kapselform, der stetig einen hohen Ton abgebe.

In der Einsatzzentrale der Polizei gingen die Beamten bereits verschiedene Szenarien durch: Sollte tatsächlich Weltraumschrott in einem Wohngebiet niedergegangen sein, müsste unter Umständen ABC-Alarm ausgelöst werden, müssten Spezialtrupps anrücken und die möglicherweise strahlenden Trümmer bergen? Allerdings war auch gerade in allen Medien so viel zur ersten bemannten Mondlandung zu sehen und zu lesen gewesen, dass Bürger leicht geneigt sein könnten, überall Spuren der Raumfahrt zu finden. Also schickte die Zentrale zunächst eine Streife der Polizeiinspektion Unterhaching zur Einsatzstelle im Süden Münchens, in der Gemeinde Brunnthal.

Die Polizisten fanden dort außer dem aufgeregten Anrufer einen etwa 40 Zentimer großen Gegenstand vor - in Form einer Mondkapsel. Nach eingehender Untersuchung entdeckten sie auf der Außenhülle einen Barcode, der sie auf die richtige Spur brachte: Eine Gruppe von Starnberger Hobby-Forschern und Weltraumfans hatte die Kapsel anlässlich des 50. Jahrestags der Apollo-11-Mission mit einem Wetterballon in den Himmel steigen lassen. Dort sollte sie Daten aus der Atmosphäre sammeln und mit eingebauten Kameras Fotos machen.

Als das geklärt war, trafen auch schon die Starnberger Apollo-Missionare ein, die ihre fiepende Kapsel per GPS-Signal geortet hatten, aber trotzdem nicht so schnell vor Ort waren wie der aufgeregte Finder. Sie konnten auch eine Genehmigung vorlegen, die für Ballonflüge dieser Art bei der Regierung von Oberbayern eingeholt werden muss. Die Polizei händigte ihnen die Kapsel aus, der Fall war geklärt.

"Apollo 11 reloaded" hatte die Gruppe ihre Mission getauft. Sie hatte die 50 Jahre alte Mondkapsel im Maßstab 1:10 nachgebaut und das etwa zwei Kilogramm schwere Teil am Samstagabend auf einer Wiese bei Starnberg an einem Heliumballon in die Höhe geschickt. 40 Kilometer hoch, so ihr Plan, sollte dieser steigen, dann zerplatzen - und die Kapsel an einem Fallschirm zurück auf den Erdboden kommen. Von den hochauflösenden Kameras erhofften sie sich spektakuläre Bilder von Seen und Bergen, Erde und All. Die Münchner Polizei bewertete das Unterfangen am Sonntag nicht, die Starnberger Gruppe hingegen verkündete euphorisch: "Mission successful: We are back to earth!"

© SZ vom 22.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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