Wirtschaft:Vieles wird gut

Lesezeit: 2 min

Haben demnächst wieder gut zu tun: die Kräne im Hamburger Hafen. (Foto: Marcus Brandt/dpa)

Manche fürchten, bei der Corona-Krise komme das dicke Ende noch. Doch das ist unwahrscheinlich. Allerdings steht die EZB vor einer wichtigen Aufgabe.

Kommentar von Alexander Hagelüken

Das Jahr 2021 fühlte sich für manchen Deutschen wie eine Enttäuschung an. Anders als erhofft verschwand die Pandemie nicht aus dem Alltag. Beschränkungen für Restaurants und andere Dienstleister lassen viele glauben, wirtschaftlich komme noch ein dickes Ende. Ihnen lässt sich optimistisch begegnen: Die meisten Firmen machen wieder gute Geschäfte, die Jobs sind mittlerweile sicher - und dieses Jahr dürfte es noch besser werden.

Am Freitag meldeten die amtlichen Statistiker, dass die deutsche Wirtschaft vergangenes Jahr um fast drei Prozent gewachsen ist. Das ist kein Kleinkram: So stark nahm die Wirtschaftsleistung seit der Wiedervereinigung nur wenige Male zu. Deutschland erholt sich von der Corona-Krise. Klar lief nicht alles wie erwünscht. Veranstalter, Hotels und andere waren eingeschränkt. Dazu bremsten Lieferengpässe die Industrie. Die gute Nachricht ist: Diese Störfaktoren schwinden 2022 aller Voraussicht nach.

Newsletter abonnieren
:Deutscher Alltag-Newsletter

Erhalten Sie einmal wöchentlich Einblick in deutsche Alltagsmomente - beobachtet und beschrieben von Kurt Kister. Kostenlos anmelden.

Das lässt sich jetzt schon sehen. Geschäfte und Gastronomen sind anders als vor einem Jahr offen. Auch wenn Ökonomen zu Recht vorsichtig sind: Der Einfluss der Pandemie auf die Wirtschaft nimmt wohl weiter ab. Die Industrie wird ihre riesigen Aufträge abarbeiten, sobald die Lieferprobleme wie erwartet schwinden. Und Skeptiker übersehen, dass Branchen wie Bau oder Information und Kommunikation mehr umsetzen als vor Corona.

Das Krisenmanagement der früheren Regierung hat funktioniert

Die Arbeitnehmer merken, dass der Plan mit der Kurzarbeit aufgegangen ist. Diese war teuer, hat aber die Jobs erhalten. Das Krisenmanagement der früheren Regierung hat funktioniert. Erinnert sich noch jemand an die Warnungen, Kurzarbeitergeld mäste Zombiefirmen und bald rausche eine Pleitewelle übers Land? Das hat sich als Mythos von Marktliberalen erwiesen, die jede Krisenpolitik verdammen. Hätte die Regierung auf sie gehört, ginge es Deutschland schlechter.

So aber dürfte die Wirtschaftsleistung im Lauf des Jahres auf das Niveau steigen, das sie vor der Pandemie hatte. Einer grundsätzlich pessimistischen Nation sei gesagt: Das ist kein kleiner Erfolg nach der zweitschwersten Wirtschaftskrise seit 1945. Die allermeisten Bürger haben ihren Job noch. Millionen von ihnen haben Geld angespart, als sie nicht ausgehen konnten. Das werden sie teilweise ausgeben und so die Konjunktur anfachen.

Risiken gibt es natürlich immer. Durch die russische Aggression gegenüber der Ukraine droht auch ein wirtschaftlicher Rückschlag, genau wie durch überraschende Corona-Entwicklungen oder die zahlreichen Konflikte um die zweitgrößte Wirtschaftsmacht China. In einer unübersichtlich gewordenen Weltlage lauert hinter jeder Ecke die nächste Gefahr. Aber all diese Risiken müssen nicht Realität werden.

Besonders sorgt derzeit viele Deutsche, dass hohe Inflation ihre Kaufkraft reduziert. Dazu lässt sich sagen, dass dieses Jahr mehrere Corona-Effekte wegfallen werden, sodass die Inflation abnehmen könnte. Am gefährlichsten wäre, wenn die Menschen zu glauben beginnen, dass die Preise dauerhaft hochschießen - und hohe Lohnsteigerungen fordern. Deshalb ist die Europäische Zentralbank gefordert: Sie muss klarer als bisher artikulieren, dass sie die Inflation zur Not durch höhere Zinsen stoppt. Auch wenn das Ländern wie Italien erschwert, ihre Schulden zu finanzieren.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ Plus20 Jahre Euro
:Das D-Mark-Gefühl

Auch wenn es vor 20 Jahren nicht so aussah, der Euro ist mittlerweile ein Symbol für Europa geworden. Damit geht es ihm wie vielen Dingen im Leben: Erst wird genörgelt, dann gewöhnt man sich daran.

Von Kurt Kister

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: