Aktuelles Lexikon:Sucht

Nicht nur Drogen, auch Verhaltensweisen können abhängig machen.

Von Jakob Wetzel

In der Praxis lässt sich die Grenze oft schwer ziehen. Wie viel Kaffee am Morgen ist noch unbedenklich, ab wann führt der Konsum in die Abhängigkeit? Bis wann geht jemand nur leidenschaftlich gerne in die Arbeit - und ab wann arbeitet er suchthaft, wie laut einer Studie der Böckler-Stiftung zehn Prozent der Deutschen?

Eine Sucht ist ein Leiden; das Wort leitet sich von "siechen" ab. Definiert wird sie als psychische Störung, die sich in unkontrollierbarem Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand äußert und mit zwanghaftem Verhalten und teils auch mit körperlicher Abhängigkeit einhergeht. Drogen können, müssen aber nicht im Spiel sein; die ICD-11, die jüngste Internationale Klassifikation von Krankheiten der WHO, kennt auch "Störungen durch süchtiges Verhalten", darunter vor allem problematisches Glücksspiel und pathologisches Videospielen. Allgemeiner ist von einer Verhaltenssucht dann die Rede, wenn eigentlich positiv besetzte oder angenehme Tätigkeiten wie Spielen, Essen oder auch Arbeiten eskalieren, also zum Beispiel trotz negativer Folgen für das Umfeld oder die Gesundheit zunehmend praktiziert werden. Auch andere Merkmale ähneln denen einer Drogensucht: Das Erleben dreht sich immer mehr um den Suchtgegenstand; und bleibt die Tätigkeit aus, kann das zu körperlichen Symptomen führen, ähnlich einem Drogenentzug.

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