Steffen Seibert:Seine Exzellenz der Quereinsteiger

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Das Gesicht einer Ära: Steffen Seibert, hier noch als Regierungssprecher in der Bundespressekonferenz in Berlin, ist inzwischen in Tel Aviv angekommen. (Foto: Britta Pedersen/Picture Alliance/dpa)

Mehr als elf Jahre lang war der frühere Journalist Steffen Seibert das Gesicht der Bundesregierungen unter Angela Merkel. Jetzt wird der 62-Jährige deutscher Botschafter in Israel.

Von Stefan Kornelius

Die Regeln der politischen Aufmerksamkeit kennt Steffen Seibert wie kein Zweiter in Deutschland. Wer elf Jahre lang Regierungssprecher war und die Präsenz-Ökonomie der Bundeskanzlerin gesteuert hat, dem ist kein Trick der Kommunikation fremd. So hat Seibert, 62, nun auch den Beginn seines neuen Jobs formvollendet per Twitter mitgeteilt - einem Medium, das er selbst für die Bundesregierung erschlossen hat.

Freilich gilt bei Seibert immer: genau hinhören. So stellt er sich nun korrekterweise als "designierter Botschafter" Deutschlands in Israel vor. Denn das Amt wird er offiziell erst innehaben, wenn er sein Beglaubigungsschreiben der israelischen Regierung beziehungsweise dem Präsidenten des Landes übergeben hat. Für diesen offiziellen Akt gibt es aber noch keinen Termin.

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Elf Jahre lang war Steffen Seibert Regierungssprecher. Nun erzählt er erstmals seit Ende seiner Dienstzeit von seinem Verhältnis zur Kanzlerin, dem Schreck eines liegen gelassenen Handys und den Gefahren, denen die Demokratie ausgesetzt ist.

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Dass Seiberts kurzes Guten-Tag-hier-bin-ich-Video dennoch so viel Aufmerksamkeit erregt, liegt einerseits an der Prominenz des neuen Botschafters. Elf Jahre lang war er das Gesicht der Bundesregierung und damit die No-Nonsense-Verlautbarungs- und Erklärmaschine in medial stets erregten Zeiten. Andererseits gehört der Botschafterposten in Israel zu den politisch durchaus bedeutenden im Auswärtigen Dienst, weshalb jeder neue Botschafter erst mal ins Rampenlicht rückt - übrigens auch in der israelischen Öffentlichkeit.

Seibert ist schon vor ein paar Tagen in Tel Aviv angekommen und hat die vergangenen Monate offenbar für einen Grundkurs Hebräisch genutzt. Jedenfalls spricht er sein Grußwort auf Hebräisch und Englisch und schielt dabei nur gelegentlich auf den vorbereiteten Text jenseits der Kamera. Inhaltlich zeigt Seibert auch keine Schwäche: Die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel seien unvergleichlich, "heute sind wir Partner und Freunde", Deutschland stehe an der Seite Israels.

Dass der künftige Botschafter die Komplexität und Sensibilität dieser Staatenbeziehung kennt, darf man nach elf Jahren an der Seite Merkels voraussetzen. Mit wenig anderen Staaten hat sich die frühere Bundeskanzlerin so intensiv auseinandergesetzt. In Israel selbst wird sie geachtet bis verehrt. Auf die historische Schuld und Verpflichtung, die für Merkel stets Motiv ihrer Israel-Politik war, geht auch Seibert in seinem Grußwort ein. Vor seiner Zeit als Regierungssprecher hatte es Seibert doppelt so lange beim ZDF ausgehalten. Nach Volontariat, Washington-Korrespondenz und diversen Moderationsaufgaben stand er sieben Jahre lang in der Hauptnachrichtensendung "heute" vor der Kamera.

Das Botschafterkarussell hielt in Tel Aviv

Dass er in Tel Aviv Botschafter würde, war alles andere als gesetzt. Bei wenigen ihrer engsten Mitarbeiter kümmerte sich Merkel um die Anschlussverwendung. Dass Seibert Botschafter werden könne, hatte Kanzler Olaf Scholz seiner Vorgängerin zugesagt. Allerdings schien Spanien als Wunschplatz ausgemacht zu sein. Dann aber ergaben sich Verwicklungen auf dem umkämpften Versetzungskarussell des Auswärtigen Amts, wo es neben der richtigen Person für Plätze wie Washington, London, Peking oder Delhi auch um die Besoldungsstufe geht.

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Ministerin Annalena Baerbock musste also im eigenen Haus Erwartungsmanagement betreiben, die leitenden Beamten bei Laune und politische Wünsche der Koalitionspartner klein halten. So landete Seibert am Ende in Tel Aviv - einem Ort, der in der politischen Hierarchie sicherlich nicht hinter Madrid rangiert.

Seibert ist nicht der erste Quereinsteiger auf diesem Posten. Schon 1971 schob Kanzler Willy Brandt Jesco von Puttkamer, Chefredakteur der SPD-Zeitung Vorwärts, auf den Botschafterposten. 1977 wurde der lang gediente Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Schütz, nach Tel Aviv entsandt, nachdem es in der Heimat politische Verhakungen gegeben hatte. Im Jahr 2000 entlohnte Kanzler Gerhard Schröder den alten Fahrensmann und Sozialpolitiker Rudolf Dreßler mit dem Posten - im rot-grünen Kabinett war kein Platz für ihn. Dreßler startete mit dem Vorschlag, Jerusalem unter internationale Kontrolle zu stellen. Den Fehler wird Seibert sicher nicht machen.

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