Russland:Putins Warnschuss im All

Lesezeit: 1 min

Die internationale Raumstation "ISS" könnte von Satellitentrümmern getroffen werden. (Foto: ---/Reuters)

Während Truppen an der Grenze zur Ostukraine aufmarschieren, lässt der Kreml mit einer Anti-Satelliten-Rakete einen ausgedienten Himmelskörper zerstören. Die Botschaft an den Westen ist eindeutig.

Von Paul-Anton Krüger

Das russische Militär hat mit einer bereits mehrfach getesteten Anti-Satelliten-Waffe einen seiner eigenen Spionagesatelliten in einer Erdumlaufbahn zerstört. Das ist gefährlich und verantwortungslos, weil die 1500 von der Erde aus verfolgbaren Trümmer die Internationale Raumstation ebenso gefährden, wie andere Satelliten und die Raumfahrt. Mindestens ebenso problematisch aber ist die politische Botschaft, die der Kreml mit dem Test aussendet, den Präsident Wladimir Putin zugleich mit der Konzentration russischer Truppen an der Grenze zur Ostukraine angeordnet hat.

Russland demonstriert mit dem Test die Fähigkeit, die USA und die Nato dort zu treffen, wo sie am verwundbarsten sind. Beide sind militärisch abhängig von Satelliten. Deren Aufgaben reichen von Navigation und Kommunikation über Frühwarnsysteme für Raketenstarts bis zu Aufklärung und Spionage. In einer wie auch immer gearteten Konfrontation mit Moskau muss der Westen mit dem Einsatz solcher Waffen rechnen. Auch wären westliche Gesellschaften kaum mehr funktionsfähig, sollten die Dienste der künstlichen Himmelskörper ausbleiben.

Der Test muss daher ein Weckruf sein, gerade auch für Berlin. Russland modernisiert seit zwei Jahrzehnten systematisch seine Streitkräfte, rüstet bei nuklearen Präzisionswaffen mittlerer Reichweite auf und hat sich ein ganzes Arsenal an Methoden der asymmetrischen und hybriden Kriegsführung zugelegt, von Cyberattacken über Desinformation bis hin zur Instrumentalisierung von Flüchtlingen. Es wäre dringend nötig, die Eskalation mit den Mitteln der Rüstungskontrolle einzuhegen. Aber das wird nicht reichen, um Russlands Aggression Einhalt zu gebieten. Putin zielt auf die Destabilisierung Europas, will Einflusssphären sichern und wieder herstellen. Ein Testverbot für Anti-Satelliten-Waffen wird ihn dabei nicht aufhalten - zumal er jetzt ja bewiesen hat, dass sein System funktioniert.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusPandemie
:Was ist los im Corona-Hotspot Rottal-Inn?

Impfgegner, Spinner, Reichsbürger und eine Inzidenz bei über 1400: Auf den Corona-Hotspot Rottal-Inn wird gerade eingedroschen. Dabei gibt es hier viele Menschen, die alles geben, um eine Katastrophe abzuwenden. Ein Besuch.

Von Deniz Aykanat

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: