Südosteuropa:Zauber der Vielfalt

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Auch der frühere US-Außenminister John Kerry hat sich von der Güte des moldauischen Weins überzeugt, im Jahr 2013 bei seinem Besuch in der Kellerei von Cricova. (Foto: Pablo Martinez Monsivais/AP)

Die Republik Moldau wird gerne als unüberwindbar gespaltenes Land beschrieben: in ein prorussisches und ein proeuropäisches Lager. Das ist schön einfach, aber auch ganz schön falsch.

Kolumne von Karl-Markus Gauss

Als das Reisen noch erlaubt und verlockend war, wurde ich in einem Gastgarten in Chișinău, der Hauptstadt der Republik Moldau, Zeuge eines Gesprächs, von dem ich anfangs nicht begriff, worin sein merkwürdiger Zauber lag. Am Nebentisch waren eine junge Frau und ein junger Mann vollauf damit beschäftigt, innig aufeinander einzureden. Es dauerte, bis mir auffiel, dass dieses Liebesgespräch in zwei Sprachen geführt wurde. Auf ihre russische Frage antwortete er in einem moldauisch gefärbten Rumänisch, auf seine rumänischen Schmeichelworte gab sie ihm Gleiches auf Russisch zurück. Ich erkannte, dass die beiden sich vertraut über die Sprachgrenze hinweg unterhielten und sich in zwei Sprachen einig waren, füreinander geschaffen zu sein.

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