Bürgerrechte:Wenn queere Menschen ausgeliefert werden

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Zwei Wochen nach der Tat, im September 2022: Ein junges Mädchen gedenkt Malte C. mit einem Schild. (Foto: IMAGO/Ying Tang/IMAGO/NurPhoto)

Nicht nur in Osteuropa müssen queere Menschen um ihr Leben fürchten - Hass und auch Gewalt gibt es überall. Wo bleibt eigentlich der Aufschrei der Demokratien?

Kolumne von Carolin Emcke

"Die Wut entlädt sich auf den, der auffällt ohne Schutz", schrieben Max Horkheimer und Theodor W. Adorno in der "Dialektik der Aufklärung" im Jahr 1947. Das ist auch heute noch so bitter wie wahr. Hass und Ressentiment entladen sich nicht zufällig in Gewalt. Hass und Ressentiment suchen sich ihre Opfer opportunistischer, als sie behaupten, sie agieren bequemer, feiger auch. Die Gewalt entlädt sich dort, wo sie sich Zustimmung, nicht Widerspruch erhofft, wo sie weniger Strafe oder Ablehnung fürchten muss, sondern auf Ruhm und Anerkennung für die eigene Tat hoffen darf. Die Wut entlädt sich auf die, die ohnehin alleinstehen, weil keine Gemeinschaft da ist, die sie als gleich, als zugehörig, als unantastbar verteidigt. Die Schutzlosigkeit geht demnach der Verletzung voraus, ja, sie ermöglicht sie vielleicht erst.

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:Zuerst gegen die einen, dann gegen alle

In Russland sowieso, aber teils auch im Westen: Der Staat will den Menschen wieder vorschreiben, wen sie lieben dürfen und wen nicht. Wer meint, dies richte sich ausschließlich gegen Homosexuelle oder Transpersonen, irrt gewaltig.

Kommentar von Kia Vahland

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