Wladimir Putin:Die schärfste aller Waffen

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Der Start einer russischen Iskander-K-Rakete, die Atomsprengköpfe tragen kann - hier bei einer Übung. (Foto: Uncredited/picture alliance/dpa/Russian Def)

Die Lage für den russischen Präsidenten ist prekär. Da spricht er einen Satz, der alle Welt in Angst versetzen soll.

Kommentar von Frank Nienhuysen

Es war ein Moment, in dem sich spürbar etwas verändert hat. Wer bisher nicht unmittelbar betroffen gewesen ist von Russlands Krieg in der Ukraine, der war entsetzt. Aber am Sonntagnachmittag mischte sich selbst bei Unbeteiligten erstmals auch so etwas wie Angst unter. Russlands Präsident Wladimir Putin setzte das Abschreckungsarsenal des Landes in Alarmbereitschaft. Sollte es wieder ein überrumpelnder Kniff sein, der einschüchtern und seine Verhandlungsposition stärken sollte? Das Beängstigende an dieser Entscheidung ist, dass die Drohung eine Art rhetorische Interkontinentalrakete ist, die Vorstellung, dass Atomwaffen ins Spiel kommen könnten, ist das ultimative Werkzeug, um mit Worten die Lage zu verändern. Und die hat sich für Putin prekär entwickelt.

Es ist offensichtlich, dass in den immer schärfer und sarkastischer gewordenen Äußerungen der Moskauer Führung auch zusehends Verzweiflung mitschwang. Der militärische Widerstand der Ukraine, die geschlossene Haltung nicht nur westlicher Staaten setzte ihr sichtlich zu. Denn auch Japan schloss sich an, und Verbündete wie China und Kasachstan ließen zudem ihr Unbehagen an dem Krieg durchblicken. Und auch der Protest in Russland selbst begann sich langsam, aber stetig auszuweiten. Russland ist dabei, sich international zu isolieren. Nun also der Hinweis auf die schärfste aller Waffen. Das lässt niemanden unbeeindruckt.

Rasend ist das Tempo, in dem Angst, aber auch Hoffnung in diesem Krieg aufeinanderfolgen. Wer weiß schon, ob es mehr als zeitlicher Zufall war, dass zur selben Stunde eine ukrainische Delegation in die belarussische Grenzregion zu Gesprächen mit Russland aufbrach, was sie kurz zuvor noch abgelehnt hatte. Auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij ist in großer Bedrängnis und läuft Gefahr, dass sein Land früher oder später vom russischen Militär erdrückt wird. Er will mit Russland wenigstens reden, schon deshalb, damit ihm das Gegenteil niemand vorwerfen kann.

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