Medizin:Prostata

Ein Organ, das lange Zeit unscheinbar bleibt, und an dem nun auch US-Verteidigungsminister Lloyd Austin operiert werden musste.

Von Werner Bartens

Im Beckenraum, unterhalb der Harnblase, liegt beim Mann die Prostata. Die Drüse steuert ein knappes Drittel zur Menge des Ejakulats bei; das Sekret macht Spermien beweglicher. Der deutsche Begriff "Vorsteherdrüse" klingt nach einem strengen Kontrollposten, dabei ist das kastaniengroße Organ jahrzehntelang nicht zu spüren. Mit Anfang 50 macht sich die Drüse bei vielen Männern bemerkbar. Die Prostata umschließt die Harnröhre, deswegen wird der Harnstrahl schwächer und nachts muss man öfter raus, wenn das Organ mit dem Alter größer wird. Diese häufige Form der Vergrößerung ist harmlos, kann aber lästig sein und die Nachtruhe stören. Prostatakrebs, der Tumor, an dem sich US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat operieren lassen, ist der häufigste Krebs des Mannes. Dass die Diagnose heute doppelt so oft gestellt wird wie vor 30 Jahren, hat mit immer früheren und häufigeren Untersuchungen zu tun und nicht mit einem Anstieg der tatsächlichen Fallzahlen. 70 bis 80 Prozent der Fälle von Prostatakrebs gehören zu den sehr langsam wachsenden und damit niedrig-malignen Tumoren. Bei ihnen ergibt sich zehn Jahre nach der Diagnose kein Unterschied in der Überlebenswahrscheinlichkeit, wenn nicht operiert oder bestrahlt, sondern nur "aktiv überwacht" wird. Trotz der guten Prognose lassen sich neun von zehn Männern mit der Diagnose bestrahlen oder operieren - eine Übertherapie, die oft zu Impotenz oder Inkontinenz führt.

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