Altenpflege:Wehrlos im Heim

Lesezeit: 3 min

Gewalt in der Pflege ist ein Problem, mit dem sich jede zweite Einrichtung in Deutschland konfrontiert sieht. (Foto: Friedrich Bungert)

Erniedrigt, verletzt, misshandelt: Viele Bewohner sind Teilen des überforderten Personals einfach ausgeliefert. Und wen interessiert's? Jedenfalls würde sich niemand wegen dieses Leids auf die Straße kleben.

Kommentar von Rainer Stadler

Zwei Pflegekräfte missbrauchen eine demente 89-jährige Frau mit einem Vibrator und stellen Videos der Tat ins Internet. Eine Pflegerin schlägt eine demenzkranke 88-Jährige ins Gesicht. Ein alter Mann verliert sein Bein, weil eine Wunde nicht versorgt und deshalb von Maden befallen wurde. Solche schaurigen Berichte aus deutschen Pflegeheimen gab es 2022, und es ist keine gewagte Prognose, dass es sie auch 2023 geben wird. Dass wehrlose Alte ausgerechnet von jenen Menschen erniedrigt, verletzt und misshandelt werden, die sie versorgen, pflegen und schützen sollen, ist trauriger Alltag. Sie werden in Pflegeeinrichtungen elementarer Rechte beraubt, liegen in ihren Ausscheidungen, weil sie niemand zur Toilette begleitet, trocknen aus oder sind unterernährt, weil ihnen niemand beim Essen und Trinken hilft, starren in ihren Zimmern den ganzen Tag an die Wand, weil sich niemand die Zeit nimmt, mit ihnen zu sprechen.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusDas gute Pflegeheim
:Raus aus den Betten!

Geschichten aus Pflegeheimen sind oft erschütternd. Aber es finden sich auch inspirierende Ausnahmen. Besuch bei Menschen, die dort wieder gehen lernen - manche sogar zurück nach Hause.

Von Thorsten Schmitz (Text) und Alessandra Schellnegger (Fotos)

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: