Waffenlieferungen:Putins Falle

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Warum der Westen auch im Falle der "MiG 29" gut beraten ist, sich nicht in den Ukraine-Krieg hineinziehen zu lassen.

Von Hubert Wetzel

Es ist verständlich, dass der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij alles versucht, um an Waffen zu kommen, mit denen sein Land sich gegen den russischen Angriff verteidigen kann. Das ist seine Pflicht. Aber das bedeutet nicht, dass der Westen alle Waffen liefern müsste oder sollte, die Selenskij fordert. Die USA und Europa haben ein überwältigendes Interesse daran, dass die Ukraine als freies, demokratisches Land überlebt. Sie haben aber auch ein durchaus berechtigtes Interesse daran, nicht selbst in eine direkte Konfrontation mit Russland gezogen zu werden. Das kann niemand, der bei Trost ist, wirklich wollen.

Das ist das Dilemma im Fall der polnischen MiG-29-Kampfjets. Die Ukraine will diese Flugzeuge, um sich wehren zu können. Einige Nato-Staaten haben aus Sowjetzeiten noch Maschinen dieses Typs in ihren Arsenalen. Aber die Gefahr ist groß, dass Moskau es als Eingriff des Westens in den Krieg interpretieren würde, wenn die MiGs von Nato-Gebiet auf ukrainisches Territorium gebracht werden. All die Twitter-Strategen, die es offenbar kaum abwarten können, die Kampfjets an die Ukraine zu liefern, sollten diese Gefahr zumindest anerkennen. Und sie sollten offen sagen, wo die Eskalation enden könnte: in einem Atomkrieg mit Russland.

Der Krieg in der Ukraine bringt furchtbares Leid über die Menschen dort. Aber er ist, was das Militärische angeht, bisher eine geografisch begrenzte Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine. Solange das so bleibt, ist der Konflikt militärisch und politisch halbwegs beherrschbar. Der Westen sollte nicht in die Falle des russischen Präsidenten Wladimir Putin treten. Dieser will seinen Überfall auf einen Nachbarstaat zu einem größeren Kampf stilisieren - das heilige Russland gegen den hinterhältigen Westen, gegen Amerika und die Nato. Umlackierte polnische Jets wären genau das, was Putin sich wünscht.

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