Saudi-Arabien:Sieh an, der Paria

Blick aus dem Fenster einer israelischen El-Al-Maschine auf dem Weg in Saudi-Arabiens Nachbarland, die Vereinigten Arabischen Emirate. (Foto: NIR ELIAS/AFP)

Pünktlich zum Besuch von Joe Biden öffnet das Königreich seinen Luftraum für Israels Flugzeuge.

Kommentar von Dunja Ramadan

Historisch. Natürlich musste ausgerechnet dieses Wort in der Erklärung von US-Präsident Joe Biden fallen, als er die Öffnung des saudischen Luftraums für israelische Flüge kommentierte. Nun kann er seiner Reise nach Nahost einen höheren Sinn zusprechen: indem er seine Bemühungen betont, eine diplomatische Annäherung zwischen Israel und Saudi-Arabien herbeizuführen. Historisch wäre es indes, wenn das Königreich offizielle Beziehungen mit Jerusalem aufnehmen würde. Das ist, noch nicht, der Fall.

Klar, die Luftraumöffnung ist ein Zeichen für eine weitere Annäherung der beiden Staaten. Aber bislang geht es nur in Trippelschritten voran. Und ernsthafte Bemühungen hat Joe Biden in den Nahen Osten sowieso nicht gesteckt. Die Abraham- Abkommen, in denen Israel offizielle Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain vereinbart hat, gehen nicht auf sein Konto, sondern auf das seines Vorgängers Donald Trump.

Biden und die Saudis, das ist eine eigene Geschichte. Im Wahlkampf hatte er noch vollmundig angekündigt, er werde die Saudis "zum Paria machen, der sie sind". Anlass war der Mord an dem saudischen Publizisten Jamal Khashoggi, hinter dem der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman stecken soll. Nun kann Biden zwar behaupten, dass er für eine größere Sache nach Saudi-Arabien gereist ist. Doch glauben wird ihm das kaum jemand. Es sind vor allem eigennützige Gründe, die ihn zum Paria treiben: mehr Öl, und das bitte schnell, noch vor den Kongresswahlen im November.

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