Geschichtsbild:Super, diese Liga

Gabriel Hanot, Fußballer, Journalist, großer Erfinder. (Foto: Bibliothèque nationale de France)

Von Detlef Esslinger

Wie viele Menschen wissen wohl noch, wer man war, 55 Jahre nach der Beerdigung? Nur den Allerwenigsten dürfte der Franzose Gabriel Hanot ein Begriff sein; er musste nie aus dem Hintergrund schießen, ihn führte nie die Hand Gottes, er verlor nie ein Finale dahoam. Zu seiner Zeit gab es noch keine Sportzeitungen und kein Sky, das Bild soll 1910 entstanden sein, da war er 21. Die Frage aber, was ein Fußballer macht aus seinem Leben, wenn die Karriere vorbei ist, hat Gabriel Hanot recht nachhaltig beantwortet. Als es Sportzeitungen gab, arbeitete er bei L'Équipe in Paris, 1954 sah er eine Partie zwischen den Wolverhampton Wanderers und Honvéd Budapest. 3:2 nach 0:2 zur Pause - sollte es so ein Spektakel nicht öfter geben? Hanot regte in L'Équipe etwas an: einen Europapokal der Landesmeister. Die Uefa war dagegen, aber nur kurz. Schon 1955 legte sie los, 1992 machte sie die Champions League daraus, die sie nun wiederum gegen Pläne einiger Vereine für eine Super League verteidigen will. Ohne Gabriel Hanot und seine Idee hätte es keine Verhandlung vor dem Europäischen Gerichtshof und das Urteil in dieser Woche gegeben. Man sollte mal ein Stadion nach ihm benennen, statt immer nur nach Signal oder Iduna.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: