Aktuelles Lexikon:Narrenkappe

Die Narrenkappe war früher ein Erkennungszeichen für zahlende Vereinsmitglieder und damit auch Einlasskarte zu den Sitzungen. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Seit dem 19. Jahrhundert ist sie gesetzt im Karneval. Die vielen Formen? Entstammen jeweils einem politischen Hintersinn.

Von Uwe Ritzer

Schon im Mittelalter trugen die Narren bei Hofe bunte Kappen mit Glöckchen. Unter dem Einfluss der italienischen Commedia dell'arte in Theatern und auf Jahrmarktbühnen verbreitete sich im 17. Jahrhundert eine breitkrempige Kappe. Was die heutige Ausprägung der Narrenkappe angeht, schreibt das Deutsche Fastnachtmuseum in Kitzingen dem 14. Januar 1827 bahnbrechende Bedeutung zu. An dem Tag trafen sich in Köln die Herren eines festordnenden Komitees, um ein paar Regeln für das anstehende Narrentreiben aufzustellen. Ein gewisser Baron von Czettritz und Neuhaus rief zur allgemeinen Überraschung den Satz "Gleiche Brüder, gleiche Kappen" aus, was eher jakobinisch-revolutionär als nach einem preußischen Generalmajor klang. "Ein Unterscheidungszeichen der Eingeweihten" sollte die Kappe nach seinen im Museum dokumentierten Worten sein, "um diejenigen, die hier unberufen eindringen, erkennen und nach Verdienst abweisen zu können". Seither ist die Narrenkappe im Karneval gesetzt. In vielerlei Formen und früher auch mit politischem Hintersinn. Die Mainzer etwa kreierten 1838 eine Form, die bewusst an die Jakobinermütze, ein Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit, erinnern sollte. Und in Speyer trug man eine ähnliche Mütze wie Galeerensträflinge, als Geste wider die autoritäre Obrigkeit.

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