Deutschland und der Nahostkonflikt:Tätervolk

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Bombenattentat auf das jüdische Gemeindehaus in Berlin: die Zeitzünderbombe. (Foto: ullstein bild/ullstein bild)

Wer jetzt glaubt, Palästina von "deutscher Schuld" befreien zu müssen, hat die Geschichte der Nazizeit nicht begriffen - und ihre Nachgeschichte auch nicht.

Kolumne von Norbert Frei

Vielleicht habe ich ja die falschen Freunde. Aber alle in Israel, mit denen ich seit vielen Jahren zusammenarbeite und die ich jetzt spreche, sind auf andere Weise erschüttert, als es sich die Antisemiten aller Couleur, hier und anderswo, vorstellen. Meine Kolleginnen und Kollegen sind, wie hoffentlich jeder fühlende und denkende Mensch, noch immer aufgewühlt durch das, was die Mörderbanden der Hamas vor einem Monat im israelischen Grenzgebiet zum Gazastreifen angerichtet haben. Doch sie sind auch entsetzt über die Folgen einer Tat, die, um es in den berühmten Worten von Hannah Arendt zu sagen, "nicht hätte geschehen dürfen". Sie fürchten, dass es nicht gelingt, die verschleppten Geiseln lebend zu befreien. Sie beklagen, wie viele Menschen der unausweichliche Krieg gegen die Hamas in Gaza das Leben kostet, was er für die Menschen dort, für die arabischen Israelis und für die Palästinenser im besetzten Westjordanland bedeutet. Und ihre Sorge ist, so schrieb mir gerade ein Historikerkollege aus Jerusalem, dass die antijüdischen Demonstrationen und Diskurse in Europa und den USA die radikalen Kräfte in Israel stärken werden: "Die aktuelle Runde der Gewalt ist entsetzlich, aber noch mehr Angst habe ich vor dem Israel, das daraus hervorgehen wird."

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