Parteien:Die neue CDU

Der natürliche Koalitionspartner der Christdemokraten ist die FDP? Das war gestern. Zwei junge Ministerpräsidenten weisen einen anderen, weltoffenen Weg.

Kommentar von Constanze von Bullion

Der nächste schwarz-grüne Feldversuch also, nach NRW in Schleswig-Holstein. Ministerpräsident Daniel Günther, eine Art Berufsjugendlicher der CDU, sondiert ein Bündnis mit den Grünen. Der FDP hat er vorerst den Laufpass gegeben, und das ohne erkennbaren Schmerz. Das ist ein Signal, ein bundesweites.

Was sich nach den jüngsten Landtagswahlen anbahnt, ist ein Generationswechsel in der CDU. Der Schleswig-Holsteiner Daniel Günther, 48, gehört wie sein NRW-Amtsbruder Hendrik Wüst, 46, zu den nachwachsenden Führungskräften der Union, die Zukunft anders buchstabieren als bisher üblich in der Partei. Die FDP etwa wird da nicht mehr als natürlicher Partner betrachtet. Und wer das Klima schützen will, gilt statt als Wirtschaftsbremse als interessanter Bündnisgenosse. Weit im Westen der Republik basteln zwei Ministerpräsidenten, wenn man so will, an einer anderen, auch weltoffeneren CDU.

Kommt es dort zu schwarz-grünen Bündnissen, dürfte das dem CDU-Bundesvorsitzenden Friedrich Merz, 66, manche rhetorische Verrenkung abverlangen. Denn während er im Bundestag gegen die Grünen wettert, führen jüngere Unionisten in den Ländern vor, dass eben diese Denkmuster überwindbar sind, etwa in Energie-Fragen. Eine Ausbreitung des schwarz-grünen Teppichs wird aber auch die Grünen zu kunstvollen Erklärungen nötigen. Im Bund werden sie ihren Regierungspartnern SPD und FDP die Treue schwören, während sie in den Ländern munter mit der CDU anbandeln. Von Schaden wäre das nicht, jedenfalls nicht fürs Land. Konkurrenz belebt das Geschäft, auch in den Köpfen.

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