Großbritannien:Boris Johnson regiert nicht. Er spielt nur Premier

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Der Kaiser hat ja gar keine Kleider an: Der britische Premier Boris Johnson gerät zunehmend in Bedrängnis. (Foto: via REUTERS)

Der Mann steckt in der größten, vielleicht letzten Krise seiner Regierungszeit. Es zeigt sich, was er schon immer war: Ein Verführer und Großmaul. Zwei Faktoren werden nun über sein weiteres Schicksal bestimmen.

Kommentar von Stefan Kornelius

Ein britischer Premier stürzt üblicherweise nicht über eine Gartenparty, zu der man auch noch seinen eigenen Alkohol mitbringen musste. Ein britischer Premier könnte aber stürzen, wenn Partys, ob im Garten oder in geschlossenen Räumen, zum Arbeitsmuster seiner Regierung gehören, obwohl diese Regierung in ihrer Corona-Politik eben diese Partys untersagt. Er könnte stürzen, wenn seine Feierlaune eine Charakterschwäche, oder noch brutaler: Heuchelei entlarvt. Er könnte stürzen, wenn Regierungsanspruch und Persönlichkeit in ein zu heftiges und für alle sichtbares Missverhältnis geraten. Wenn er also Wasser predigt und Wein trinkt, wenn er Freiheit verspricht und Unfreiheit liefert, wenn er von ungeahnten Möglichkeiten schwadroniert und die Supermarktregale leer bleiben.

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SZ PlusBoris Johnson und "Partygate"
:"Ich entschuldige mich"

Die Lage wird zunehmend ernst für Boris Johnson: Der britische Premierminister gibt zu, mitten im Lockdown eine Feier im eigenen Garten besucht zu haben. Und eine deutliche Mehrheit der Briten spricht sich inzwischen für seinen Rücktritt aus.

Von Michael Neudecker

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