Ärger um U-Boot-Deal:Ein bisschen Bedauern - und ein wenig Häme

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Präsident Joe Biden wird seine Einwanderungsreform zunächst liegen lassen müssen. (Foto: Patrick Semansky/AP)

Frankreich zieht seinen Botschafter aus Washington ab. Im Weißen Haus gibt man sich betont gelassen.

Von Hubert Wetzel

Die USA bemühen sich um eine Beruhigung im Streit mit Frankreich wegen des U-Boot-Geschäfts mit Australien. Vertreter der Regierung Biden verhielten sich am Wochenende auffallend zurückhaltend und reagierten kaum auf die Anschuldigungen Frankreichs und die Rückbeorderung des französischen Botschafters aus Washington nach Paris. Im Weißen Haus hieß es, man wolle auch weiter eng mit Frankreich zusammenarbeiten und werde in den kommenden Tagen das Gespräch suchen. Warum die französische Regierung nicht vor Vertragsabschluss mit Australien informiert wurde, wurde derweil nicht erklärt.

Während das Thema in den amerikanischen Medien schnell wieder an Bedeutung verlor, verbreitet die Regierung hinter den Kulissen ihre Version der Ereignisse. Recherchen der New York Times belegen zudem, dass die US-Verantwortlichen in mehreren Gesprächen mit französischen Offiziellen den sich abzeichnenden Vertrag nicht erwähnten. Das Abkommen wurde über Monate vorbereitet. Offenbar sollte der Umgang mit Frankreich in dieser schwierigen Situation der australischen Regierung überlassen bleiben. Stunden vor der Bekanntmachung der neuen Allianz wurde die französische Regierung schließlich unterrichtet.

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Nach amerikanischer Lesart hat Präsident Biden freilich schon lange seine Prioritäten in der Sicherheitspolitik klargemacht. Tatsächlich hat Biden seit seinem Amtsantritt in einem halben Dutzend Reden dargelegt, dass aus seiner Sicht das diktatorische China der größte und gefährlichste Rivale der USA und des gesamten demokratischen Westens ist. Und dass er den wirtschaftlichen, militärischen und ideologischen Wettbewerb mit Peking um die Hegemonie im Pazifikraum und in der Welt aufzunehmen gedenkt. Dass Australien dabei für Washington ein wichtiger Verbündeter sein würde, war offensichtlich. Ebenso hätte man in Frankreich auch sehen können, dass Australien eher die USA als Frankreich wählen würde, wenn es sich im neuen Kalten Krieg zwischen China und den USA schon für eine Schutzmacht entscheiden muss.

Die Aufregung in Paris wird in Washington eher belächelt

Die U-Boote sind die Mitgift, die nun diesen australisch-amerikanischen Pakt besiegeln. Aber die strategischen Implikationen sind weit größer. Und sie lagen für jeden, der sie sehen wollte, offen zutage. Vielleicht hätte Macron daran denken sollen, als er kurz vor Bidens Amtsantritt - und zu dessen Irritation - zusammen mit Deutschland schnell noch ein neues Investitionsabkommen der EU mit China durchdrückte. Oder als er die Europäer öffentlich davor warnte, sich zusammen mit den USA gegen Peking zu stellen. Aus amerikanischer Sicht machte Frankreich sich dadurch nicht gerade zu einem verlässlichen Partner in dem Konflikt, der Bidens Meinung nach die nächsten Jahrzehnte dominieren wird.

In Washington wird Frankreichs Zorn deswegen zwar offiziell mit "Bedauern" gesehen, aber auch mit einer gewissen Gleichgültigkeit, wenn nicht gar mit Häme. Die Vorstellung, Frankreich oder auch die Europäer wollten ernsthaft den Anspruch erheben, eine indo-pazifische Macht zu sein, gleichrangig mit Amerika und China, amüsiert viele Beobachter in den USA eher als dass sie Respekt einflößt.

Trotzdem bleibt der erhebliche diplomatische Schaden. Frankreich hat seinen Botschafter aus Washington zurückbeordert - ein beispielloser Schritt in der Geschichte dieser beiden alten Verbündeten. Das nützt niemandem, am wenigsten Biden, der weiß, dass Amerika Verbündete braucht, auch wenn er sich nicht immer so benimmt. Ein bisschen amerikanische Zerknirschung wäre nötig, um Frankreich seinen Stolz zurückzugeben.

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