Universitäten:Stipendien, für die sich Deutschland schämen müsste

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So ein bedeutender Humanist: Desiderius Erasmus von Rotterdam (1465 - 1536). Sein Name schmückt ein Austauschprogramm der EU. Und die AfD benutzt ihn für ihre Stiftung. (Foto: Heinz-Dieter Falkenstein via www/imago images/Heinz-Dieter Falken)

Die AfD will vom Staat finanzielle Förderung für ihre Erasmus-Stiftung und zieht vors Bundesverfassungsgericht. Kommt sie mit ihrer Klage durch, wäre das fatal für die demokratische Wissenschaftslandschaft.

Kolumne von Norbert Frei

In zwei, drei Jahren könnte es so weit sein. Vorausgesetzt, die engagierte Doktorandin hat ein bisschen vorgearbeitet, dann erscheint womöglich schon zur nächsten Bundestagswahl ihre mit Steuergeldern geförderte Dissertation unter dem hübschen Titel: "Niemals in den gleichen Fluss. Das Geschichtsdenken bei Björn Höcke". Und vielleicht ist auch die Arbeit des jungen Politologen bereits fertig: "Die Adäquanz der Ethnopluralismus-Theorie im Zeitalter der globalen Migrationskrise". Oder die empirische Studie des angehenden Wirtschaftswissenschaftlers über den drohenden Kollaps des deutschen Sozialsystems aufgrund "kulturfremder Zuwanderung". - Ja, das sind erfundene Beispiele, aber nein, es ist leider weder Satire noch Schwarzmalerei. Es ist bis auf Weiteres eine reale Möglichkeit, weil sich Parlament und Regierung über Jahre nicht gekümmert haben und am 25. Oktober das Bundesverfassungsgericht eine Klage der AfD verhandelt, mit der die Partei ihre Forderung nach Förderung der Desiderius-Erasmus-Stiftung durchsetzen will.

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