Katar:ZDF-Interview mit WM-Botschafter nach homophober Äußerung abgebrochen

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Khalid Salman (rechts) findet, Homosexualität sei "a damage in the mind" - der Aufpasser vom Organisationskomitee wiederum findet es nicht so gut, dass Salman das vor einer deutschen Fernsehkamera sagt. (Foto: Mateusz Smolka/ZDF)

Der frühere katarische Fußball-Nationalspieler Khalid Salman beleidigt LGBTQ*-Menschen vor laufender Kamera. Dann greift ein Pressesprecher ein.

Der katarische WM-Botschafter und frühere Fußball-Nationalspieler Khalid Salman hat Homosexualität als "geistigen Schaden" bezeichnet. Die Äußerung fiel in einem Interview in der ZDF-Dokumentation "Geheimsache Katar" von Jochen Breyer und Julia Friedrichs, die an diesem Dienstag um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird.

Schon am Montagabend wurde im "heute-journal" ein Ausschnitt mit den Aussagen Salmans gezeigt. "Während der WM werden viele Dinge hier ins Land kommen. Lass uns über Schwule reden", sagte Salman. "Das Wichtigste ist doch: Jeder wird akzeptieren, dass sie hier herkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen." Er habe vor allem Probleme damit, wenn Kinder Schwule sähen. Denn diese würden dann etwas lernen, was nicht gut sei. In seinen Augen sei Schwulsein "haram", also durch die islamischen Regeln verboten, sagte Salman. "Es ist ein geistiger Schaden."

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Das Interview wurde nach diesen Aussagen sofort durch den Pressesprecher des WM-Organisationskomitees abgebrochen.

Katar gilt als einer der umstrittensten Gastgeber in der WM-Geschichte. Dem Emirat werden Verstöße gegen Menschenrechte, schlechter Umgang mit ausländischen Arbeitern und mangelnde Frauenrechte vorgeworfen. Homosexualität steht in dem Land unter Strafe. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat im Oktober einen Bericht vorgelegt. Er dokumentiert zwischen 2019 und 2022 "sechs Fälle von schweren und wiederholten Schlägen und fünf Fälle von sexueller Belästigung in Polizeigewahrsam".

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Die katarische Regierung weist die Vorwürfe zurück. Vor der am 20. November beginnenden WM bemüht sich der Wüstenstaat, ein anderes Bild zu vermitteln. Auch Fans aus der LGBTQ-Szene seien willkommen, heißt es offiziell.

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bezeichnet Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani die Kritik an seinem Land vor allem aus Europa als "sehr arrogant und sehr rassistisch". Zugleich verweist er auf Reformen, die auch nach der WM fortgesetzt würden.

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