"Welt"-Korrespondent in der Türkei:Deniz Yücel bleibt in Polizeigewahrsam

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  • Der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel kann die Arrestzelle im Polizeihauptrevier in Istanbul vorerst nicht verlassen. Die Staatsanwaltschaft verlängerte den Gewahrsam um sieben Tage.
  • Der Korrespondent der Tageszeitung Die Welt wird nach Polizeiangaben des Datenmissbrauchs, der Terrorpropaganda und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verdächtigt, wie seine Zeitung berichtete.

Der Polizeigewahrsam für den in der Türkei festgenommenen Welt-Korrespondenten Deniz Yücel wird nach Angaben seiner Zeitung verlängert: "Am Montag teilte die Polizei Yücels Rechtsanwälten mit, dass der Staatsanwalt die Verlängerung des Gewahrsams um weitere sieben Tage verfügt hat", meldete die Welt.

Der Journalist, der sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte sich am vergangenen Dienstag bei der Polizei gemeldet, weil nach ihm gefahndet wurde. Er war dann in Polizeigewahrsam genommen worden.

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Von Mike Szymanski

Während des Ausnahmezustands können Verdächtige in der Türkei sieben Tage in Polizeigewahrsam gehalten werden. Diese Frist wäre bei Yücel (43) am Dienstagnachmittag ausgelaufen. Der Gewahrsam kann - wie in seinem Fall geschehen - auf Beschluss des Staatsanwaltes um weitere sieben Tage verlängert werden.

Spätestens nächste Woche Dienstag muss Yücel einem Richter vorgeführt werden, der über Untersuchungshaft oder Entlassung aus dem Gewahrsam entscheiden muss. Yücel gehe es den Umständen entsprechend gut, hieß es von der Welt.

Die Nichtregierungsorganisation "Reporter ohne Grenzen" hatte bereits am vergangenen Freitag gefordert, Yücel einem Untersuchungsrichter vorzuführen.

Erster deutscher Journalist in Gewahrsam

Yücel wird nach Polizeiangaben des Datenmissbrauchs, der Terrorpropaganda und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verdächtigt, wie die Welt berichtete. In der Türkei sitzen zahlreiche kritische Journalisten unter Terrorverdacht in Untersuchungshaft.

Yücel ist allerdings der erste deutsche Journalist, der in der Türkei seit der Verhängung des Ausnahmezustands im vergangenen Juli in Polizeigewahrsam genommen wurde.

Unliebsame ausländische Berichterstatter werden in der Regel vertrieben, indem ihnen die Akkreditierung und die damit verbundene Aufenthaltserlaubnis in der Türkei entzogen wird. Dies traf unter anderem den Korrespondenten von Spiegel Online, dessen Akkreditierung nicht verlängert wurde.

Da Yücel allerdings auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, wird er von den dortigen Behörden offenbar als Inländer eingestuft.

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