Harald Schmidt hat den Begriff "Unterschichtenfernsehen" zwar nicht erfunden, aber er hat ihn populär gemacht. Das war zu einer Zeit, als Schmidt selbst noch populär war. Mittlerweile gilt es als politisch unkorrekt, wenn man von Unterschichtenfernsehen spricht, zum Beispiel im Zusammenhang mit RTL.
Wer sich aber, vor allem tagsüber, und sei es aus melancholischem Masochismus, dem RTL-Programm aussetzt (etwa der Zynismus-Soap "Mitten im Leben"), der kann ARD und ZDF nur dankbar sein, obwohl es auch dort manches gibt, was man nicht mit Gebühren finanzieren sollte.
Nun also wechselt Thomas Gottschalk, früher so etwas wie der Kulmbacher Lieblingspanda des in Würde alternden ZDF-Publikums, zu RTL. Man könnte jetzt lange darüber philosophieren, warum einst erfolgreiche Menschen, tendenziell eher Männer als Frauen, nicht einfach Ruhe geben, wenn sie jener Rolle, in der man sie mochte, auch aus Altersgründen nicht mehr entsprechen können. Alles hat seine Zeit, heißt es in der Bibel. Gottschalks Zeit als Showmaster ist vorbei, was überhaupt nichts über den Menschen und nicht einmal sehr viel über den Künstler Gottschalk aussagt.
Allerdings will er das nicht wahrhaben und deswegen setzt er sich nun bei RTL neben jenen Prolo-Popper Bohlen, dessen Hemden so bedruckt sind, als sei er Hilfskellner in einem Starnberger Café.
Gemeinsam mit Bohlen sucht Gottschalk das Supertalent. Ja doch, wir leben in einem freien Land, und jeder darf sich bei RTL so blamieren, wie es RTL gefällt, zumal es genug Leute gibt, die diese Blamagen als Unterhaltung ansehen. Und dennoch ist es schade um Gottschalk, der einmal die kleine blonde Hoffnung der Fernsehunterhaltung war.