"The Gilded Age" auf Sky:Unter reichen Tanten

Lesezeit: 2 min

Marian Brook, links, gespielt von Meryl Streeps Tochter Louisa Jacobson, darf Manhattans viktorianische Straßen in "The Gilded Age" nur mit Anstandsdame betreten. Den Job muss Peggy Scott (Denée Benton) übernehmen, die lieber Schriftstellerin wäre. (Foto: ALISON COHEN ROSA; HBO/Warner)

Mit "The Gilded Age" gibt es auf Sky nun ein amerikanisches "Downton Abbey" - aber deutlich schwächer.

Von Aurelie von Blazekovic

Wer sich heute über die Grundstückspreise in deutschen Ballungszentren ärgert, der sollte diese Serie besser meiden. Denn im New York der HBO-Serie The Gilded Age ist es Besserverdienern noch möglich, ein Häuschen nahe der Fifth Avenue zu bauen, in einer schon kurz darauf und bis heute unbezahlbar teuren Gegend Manhattans also, in die zu dieser Zeit die Stadt nach Norden wuchs. Wer durch Immobilien reich werden möchte, der hätte damit im New York des 19. Jahrhunderts anfangen sollen.

Um wirtschaftliches Wachstum, um Geld, vor allem um gesellschaftliches Ansehen geht es in The Gilded Age, einer amerikanischen Version der Historien-Serie Downton Abbey. Geschaffen wurde sie von Downton-Abbey -Erfinder Julian Fellowes, der als Baron Fellowes of West Stafford Mitglied des britischen House of Lords ist. Im Manhattan des Jahrs 1882 nimmt Fellowes sich nicht den britischen Adel, seine Landschlösser und Hausangestellten vor, sondern den New Yorker Geldadel, seine Stadtschlösser und auch dessen Hausangestellten. Protagonistin ist die junge Marian Brook (Meryl Streeps Tochter Louisa Jacobson), die aus dem ländlichen Pennsylvania zu ihren vermögenden Tanten (eine von ihnen Cynthia Nixon) zieht und in die bessere Gesellschaft eingeführt werden muss.

Zum Schrecken der Hüterinnen des elitären Kreises - man rühmt sich damit, zum alten und damit besseren New York zu gehören - machen sich dort zur selben Zeit Neuankömmlinge breit. Neureiche übernehmen Manhattan, namentlich der Eisenbahnmagnat George Russell (Morgan Spector), der mit seiner Frau einen neumodischen Palast an der 61. Straße, Ecke Fifth Avenue, hochgezogen hat. Neues Geld prallt auf altes, und die sozialen Berührungsängste steigern sich in einen gesellschaftlichen Kampf, in dem bald mehr auf dem Spiel steht als nur der gute Ruf. Mittendrin die unbedarfte Marian, die sich sehr oft über die Hochnäsigkeit dieser Leute und die rigiden Regeln in deren Welt wundern muss.

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Marian wird von ihren Tanten aus Sorge um den Familienruf nicht erlaubt, alleine auf die Straße zu treten. Begleitet und beraten wird sie deshalb oft von ihrer Vertrauten Peggy Scott. Die zieht als Sekretärin bei Marians Tanten ein, möchte eigentlich aber die erste schwarze Schriftstellerin der USA werden. Wie auch Downton Abbey sucht The Gilded Age nach Dramen in allen Etagen und Winkeln eines Anwesens, in den Ballsälen und Salons der Besitzer, und in den Küchen und Kammern der Angestellten.

Und obwohl Julian Fellowes' Erzählprinzip durch Downton Abbey so erfolgreich und lange erprobt ist und die Besetzung in The Gilded Age genauso überzeugt wie die Hutkreationen auf den Köpfen der New Yorker Damen, wirkt die Serie zu bemüht. Die dramatische Musik hält mit dem Plot nicht mit, Manhattans viktorianische Straßen sehen nach Computergrafik aus, kurz: Der ganzen Geschichte fehlt es entscheidend an Seele. Die Altreichen in The Gilded Age rühmen sich damit, dass ihre Vorfahren schon auf der Mayflower in die Neue Welt übergesetzt haben. Aber manches lässt man besser auf dem alten Kontinent.

The Gilded Age, neun Episoden, Sky.

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