Shining Girls
Was passiert: Die ehemalige Journalistin Kirby (fantastisch: Elisabeth Moss) hat vor Jahren einen brutalen Angriff überlebt. Als plötzlich eine Frauenleiche mit ähnlichen Wunden auftaucht, macht sie sich auf die Suche nach dem Täter. Was sich anlässt wie die Aufarbeitung eines blutrünstigen Cold Case, wird zum Psychothriller: Seit dem Angriff hat Kirby mit Erinnerungslücken und vermeintlichen Halluzinationen zu kämpfen - und der Serienmörder entpuppt sich als Zeitreisender. Klingt abenteuerlich, funktioniert aber dank der exzellenten Besetzung.
Heimlicher Star: Jamie Bell, Ex-Kinderstar aus Billy Elliot, macht aus dem Mörder einen unberechenbaren Täter, der in Sekunden zwischen Charisma und Tiefkühltruhenkälte hin- und herwechselt.
Nicht geeignet für: Alle, die sich schon beim Tatort über unrealistische Szenen ärgern. Auf die Sache mit der Zeitreise muss man sich einlassen können. Kathrin Müller-Lancé
Ab 29. April auf Apple TV +, acht Folgen.
Worum geht's? Ein Gauner im höchsten Staatsamt scheitert an seiner fundamentalen Blödheit - und der aller anderen Dumpfbacken um ihn herum. Das ist die Watergate-Affäre, die von 1972 bis 1974 vom Sturz des Präsidenten Richard Nixon führte. Mit aktuellem, zynisch gestähltem Post-Trump-Blick wirkt das wie eine lachhafte Farce - und so erzählt Robbie Pickering die Story auch in Gaslit. Seine Figuren stecken alle sehr tief drin, manche auf komische, manche auf dramatische Weise. Im Zentrum stehen Julia Roberts und Sean Penn als power couple Martha und John Mitchell (er ist Nixons Mann fürs Grobe, sie will zu ihm stehen, kann aber partout den Mund nicht halten). Da fliegen dramatisch die Fetzen.
Heimlicher Star: Shea Whigham macht aus G. Gordon Liddy, dem Chef der Watergate-Einbrecher, pures Knacki-Komödien-Gold - mit Macho-Schnurrbart, stechend dunklem Irrenblick und pathetisch-lyrischer Opferbereitschaft in jedem seiner Sätze.
Nicht geeignet für: Alle, die kriminelle Politiker für eigentlich undenkbar halten - denen könnte das moralische Empörungslevel hier zu niedrig sein. Tobias Kniebe
Starzplay auf Amazon Prime, acht Folgen.
Worum geht's? Die glamourösen Schwestern kreisen um sich selbst und mehren ihren Ruhm, der dadurch entstand, dass sie in zwanzig Staffeln der Dokusoap Keeping up with the Kardashians um sich selber kreisten. Kim Kardashian soll bei "Saturday Night Live" auftreten, was sie selbst am meisten wundert, denn sie kann weder spielen noch singen oder tanzen. Ohnehin spannender ist mittlerweile, wie die Welt auf sie reagiert, wie Ex-Mann und Rap-Superstar Kanye West um Kim trauert, wie Amy Schumer ihr beim Stand-up hilft. Ein Lehrstück über Ruhm in Zeiten von Streaming und Social Media.
Heimlicher Star: Travis Barker, heftig tätowierter, aber lieber Schlagzeuger der Band Blink 182 und selbst berühmt, hat kein Problem damit, die noch berühmtere Kourtney Kardashian anzuhimmeln.
Nicht geeignet für: Menschen, die sich an vielschichtige Seriencharaktere gewöhnt haben. Gegen Walter White sind die Kardashians eher unenigmatische Figuren. David Pfeifer
Disney +, zehn Folgen.
Worum geht's: Ein Gerichtsverfahren lässt Sophie Whitehouses perfektes Leben in der britischen Upper Class zerbröckeln. Ihr Ehemann James, Abgeordneter und best friend mit dem Premierminister, hatte eine Affäre mit einer Mitarbeiterin, nun wirft diese ihm Vergewaltigung vor. Das Verfahren, verbunden mit viel Medienrummel, lässt Sophie daran zweifeln, wen sie da eigentlich geheiratet hat. Mit Sienna Miller, die Sophie spielt, und Rupert Friend als James hochkarätig besetzt, zeigt die Serie zudem, wie unterschiedlich die Wahrheit ausgelegt werden kann.
Heimlicher Star: Michelle Dockery zerlegt als hartnäckige Anwältin die Aussagen von Angeklagtem und Zeugen vor Gericht - unnachgiebig und messerscharf. Aber die kühle, beherrschte Fassade birgt ein Geheimnis.
Nicht geeignet für: Alle, die meinen, es gebe nur die eine Wahrheit. Carolin Gasteiger
Netflix, sechs Folgen.
Worum geht's? Auch der britische Geheimdienst MI5 hat seine Versager. Junge Agenten, die Mist bauten, bevor sie die Chance hatten, sich zu bewähren. Die man zusammenpackte ins Slough House und dort, von den Edelagenten bespöttelt, mit nutzloser, unsinniger Routine-Monotonie malträtiert. Unter Aufsicht des einstigen Topmannes Jackson Lamb, dessen Büro nun aber so dreckig ist wie sein Umgang mit anderen - er wird gespielt von Gary Oldman, dem Helden der großen John-Le-Carré-Verfilmung "Dame, König, As, Spion". Eine Chance zur (eigenmächtigen) Bewährung naht, als ein pakistanischer Student entführt und in einer Todesshow in den sozialen Medien geköpft werden soll. Nach den Romanen von Mick Herron.
Heimlicher Star: Die Stadt London, die ein unwirtliches Sumpfloch ist, kalt und nass, schmutzig und spießig, hochnäsig und fremdenfeindlich.
Nicht geeignet für: Nostalgische LeCarréaner und alle, die nicht glauben wollen, dass gute Menschenführung mit ausgiebigen Fürzen einhergehen kann. Fritz Göttler
Apple TV+, sechs Folgen.
Worum geht's? Der Dortmunder Autohändler Matti Adler (Henning Baum) will Anfang der Neunziger mit der von ihm gepachteten Bar "Bieradler" auf Mallorca richtig durchstarten, was ihm allerdings nicht gelingt. Denn die örtlichen Schutzgeldkassierer und Inselganoven haben auf allem ihre dicken Finger drauf und wollen sich ihr Geschäft nicht kaputtmachen lassen. Die ans echte Leben angelehnte Geschichte handelt ganz wesentlich von der sinistren Seite des aufkommenden Massentourismus, ist zugleich aber auch eine liebevoll ausstaffierte sentimental journey zurück in die so schwer vermissten Neunziger.
Heimlicher Star: Die ostdeutsche Glückssucherin Bianca Bärwald, erst nur Touristin und dann Matti Adlers Compaňera - glänzend ambivalent gespielt von Pia-Micaela Barucki, naiv und tough zugleich.
Nicht geeignet für: Solche, die beim Soundtrack der Neunziger zu viel kriegen. Von "La Isla Bonita" bis leider auch "Wind of Change" - alles dabei. Es waren grausig-schöne Jahre. Holger Gertz
RTL+ Original, sechs Folgen.
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